Rammstein: Der Fall Shelby Lynn
Eine Analyse über die Vorwürfe und Widersprüche in ihren Aussagen in den sozialen Medien (Update: 27.05.24)
0. Vorwort
Note: English translation available here.
Ausgehend von vielfachen Behauptungen in den sozialen Medien um die Inkonsistenz in den Aussagen von Shelby Lynn stellt sich die Frage, ob solche Behauptungen den Tatsachen entsprechen und diese Widersprüche existieren. Da ihre Aussagen und Behauptungen in den Vorwürfen an Till Lindemann und Rammstein vielfach öffentlich zitiert werden und eine Lawine der Verdachtsberichterstattung losgetreten hat, erscheint eine Beantwortung dieser Frage von fundamentalem Interesse. Während man in anderen Fällen ausschließlich die möglicherweise verkürzte oder vereinfachte Darstellungen (möglicherweise sogar falsche, worauf erste Gerichtsentscheidungen hindeuten) in den Medien lesen kann, ergibt sich im Fall von Shelby Lynn die Besonderheit, dass hier ihre Aussagen nicht nur direkt aus erster Hand, sondern bereits wenige Stunden nach den mutmaßlichen Vergehen in Echtzeit vorlagen. Daher geht es diesem Bericht darum so umfassend wie möglich eine Art Dokumentation, Chronologie und Analyse, mit der Betrachtung möglicher Widersprüche, in der Social Media Entwicklung Shelby Lynns und ihrer Vorwürfe zusammenzustellen. Eine Diskussion über moralische Fragen oder was “die Wahrheit” ist, wird nicht erfolgen, es ist auch nicht das Ziel des Berichts ein Urteil zu fällen oder Partei zu ergreifen.
Der Bericht besteht aus insgesamt sechs Teilen, es ist nicht empfohlen direkt zum “TLDR” zu springen, um nicht möglicherweise einzelne Aussagen außerhalb des Kontextes misszuverstehen.
Alle Primärquellen sind direkt und wenn möglich verlinkt, in manchen Fällen, wie z.B. temporäre Instagram-Storys muss teilweise auf Screenshots Dritter zurückgegriffen werden. Ebenfalls kann nicht ausgeschlossen, dass z. B. weitere Instagram Beiträge und Tweets existieren, die zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Berichts bereits gelöscht oder privat gestellt wurden und damit ein unvollständiges Bild präsentiert wird.
Es sollte selbstverständlich sein, aber hier ausdrücklich nochmal erwähnt: Belästigt keine involvierten Personen!
Im Rahmen der Recherche wurden einige Beiträge auf Pro-Rammstein Instagram-Accounts gefunden, die inhaltlich sehr ähnlich, teils identisch, manche aber auch dazu widersprüchlich einzuordnen sind. Dazu sei klargestellt, dass hier keine Verbindungen zu diesen Accounts, Lindemann, Rammstein oder auch zu Shelby Lynn, sowie keine Interessenskonflikte bestehen. Dieser Bericht bedient sich rein an den öffentlichen, verfügbaren Quellen und ist aus reiner Eigeninitiative und Kuriosität über die Dynamik in sozialen Netzwerken und den Medien entstanden.
1. Reddit - Drei vergessene Threads
Die meisten Medien und selbst Wikipedia berichten von der Veröffentlichung der Vorwürfe durch Shelby Lynn auf Twitter und Instagram, die dort erst zwei Tage nach dem Konzert veröffentlicht wurden. Den Meisten allerdings ist unbekannt, dass Lynn bereits am frühen Morgen nach dem Konzert auf Reddit aktiv wurde und dort aus heutiger Sicht interessante Einblicke gegeben hat.
Um 4:54 Uhr Ortszeit, etwa fünfeinhalb Stunden nach Ende des Konzerts in Vilnius, erschien auf Reddit ein Thread verfasst von Shelby Lynn (wie sich später herausstellen wird) mit dem Titel "Fuck Rammstein" und dem Bild eines Hämatoms an der Hüfte zusammen mit dem Text "Wurde unter Drogen gesetzt [spiked], keine Ahnung wann das passierte". Der dazugehörige Text wurde in den folgenden Tagen gelöscht, ist jedoch im Webarchive abrufbar. Hier schrieb Lynn, Till Lindemann habe während der Konzertpause [gemeint ist hier Deutschland Remix/DJ Set] mit ihr Sex haben wollen, was sie abgelehnt habe, worauf er ziemlich wütend auf sie gewesen sein soll. Weiterhin hätte sie das letzte mal um 17:30 Uhr Alkohol getrunken, aber wäre immer noch völlig zerstört. Sie beschuldigt hier direkt Rammstein ihr etwas auf der Pre-Party untergemischt zu haben. Nur zwei Drinks hätte sie an dem Tag gehabt und “ich kann trinken, ich bin irisch”, aber könne sich nicht einmal an das Konzert erinnern.
"Geht nicht in die Row Zero."
Die meisten Reaktionen waren, dafür, dass es sich um das Fan-Subreddit handelte, tatsächlich positiv und unterstützend. Viele versuchten Lynn zu überzeugen, sie solle sofort zur Polizei oder ins Krankenhaus gehen, um sich so schnell wie möglich toxikologisch testen zu lassen und Beweise zu sichern. Aber aus irgendeinem Grund ignoriert sie das weitestgehend und entgegnete, sie wolle zuerst mit ihrer Mum sprechen und sie hätte Angst, dass die Behörden kein Englisch verstünden. Auf die vielen Anmerkungen, dass sie in einer großen Touristen-Stadt sei, die Polizei Englisch könne oder einen Übersetzer zur Hand hätten, dass sie die Botschaft kontaktieren könne und dass der Nachweis von Drogen, KO-Tropfen oder Ähnlichem zeitkritisch ist, ging Lynn erstmal überhaupt nicht mehr ein, obwohl die Zeitangaben anderer Antworten von ihr verraten, dass sie die ganze Zeit aktiv war.
In den weiteren Antworten offenbarte Lynn noch mehrere Details, die äußerst selten bis gar nicht in der Berichterstattung erwähnt wurden. Bereits wenige Minuten nach dem Erstellen des Threads schrieb sie, “ich bin so dumm, dass ich nicht den Gerüchten geglaubt habe”.
Da Lynn seit 2020 auf Reddit unterwegs ist und seit Oktober 2022 selbst aktiv im Rammstein Subreddit teilnimmt und in der Zeit mehrmals Lindemanns After-Partys, Row Zero und die Rolle Alena Makeevas diskutiert wurden, bestätigt sie mit dem Bezug zu den Gerüchten, dass sie davon Kenntnis hatte. Wie sich später herausstellen wird, hat Lynn auch Makeeva proaktiv kontaktiert um in die After-Party und damit zur Row Zero zu gelangen, dazu später mehr.
Keine Stunde später griff Lynn dies erneut auf, auf die Row Zero angesprochen schrieb sie "Nun, jetzt kenne ich die Wahrheit", was den Anschein erweckt, dass sie bereits vorher einen Verdacht hatte, der jetzt bestätigt wurde.
Und "ich habe so viel zu sagen", eine sehr interessante Aussage, dafür dass sie sich nicht an das Konzert erinnern könne, unter Drogen gesetzt und damit das Opfer eines Verbrechens sei, während sie gleichzeitig davon absah erst einmal die Behörden zu kontaktieren. Verfasst mit einer Klarheit und Bewusstsein um die Gerüchte, nur wenige Stunden nachdem das Konzert überhaupt zu Ende ging.
Auf die Frage, warum sie denn als erstes auf Reddit poste und nicht zu den Behörden gehe, entgegnete sie, sie wolle andere Frauen warnen und sie müsse es den Leuten erzählen, “solange es noch frisch in meinem Gedächtnis ist”, ebenfalls eine völlig diametrale Aussage zur späteren Aussage, dass sie sich an nichts erinnern könne.
Ebenfalls habe sie bereits ihre Schwester und ihre beste Freundin kontaktiert. Und wie sie mehrmals betont, sie würde niemals Drogen nehmen, sie würde versuchen sich immer sicher zu verhalten, vorallem wenn sie in einem anderen Land sei. Auch die Behauptung, dass sie andere Frauen warnen wolle, wirkt zu dem Zeitpunkt nach einer merkwürdigen Priorität - das nächste Rammstein Konzert wird erst fünf Tage später in Helsinki stattfinden. Widersprüchlich dazu erscheint hier auch, dass sie schreibt, sie hätte ja bereits alles dokumentiert, weil sie Beweise bräuchte um nicht als verücktes Fangirl zu wirken.
Dass Lynn sich umfrangreich Gedanken machte alles zu dokumentieren, obwohl sie erstmal gar nicht erwägte zur Polizei zu gehen, wirft hier Fragen zu ihren Motiven auf. Auch auf die Frage, ob sie sich schon im Krankenhaus checken ließ, entgegnet sie, dass sie daran noch nicht einmal gedacht habe.
Erst nachdem sie bereits geschrieben hatte (die zeitliche Abfolge der Antworten verraten deren Zeitstempel), dass sie alles dokumentierte, aber nicht daran dachte sich checken zu lassen, lässt Lynn sich erstmals auf eine Aufforderung die Polizei zu informieren ein und schreibt, “Ja, du hast Recht. Ich werde es melden, so bald wie möglich”.
Ein weiterer Widerspruch zeigt sich in einer Antwort Lynns auf die Aussage einer anderen Frau, die zu einem Gruppenchat der Row 0 hinzugefügt wurde, dass sie [von der Row 0] wegrennen solle, sie solle ganz normal zum Konzert gehen und “ich verspreche dir, du wirst die beste Zeit haben”.
Lynn gibt hier also ein Versprechen ab, dass die Person dann die beste Erfahrung der Show haben wird. Kurioserweise zu einer Show, zu der sie selbst aussagte, sich an nichts erinnern zu können. In der selben Antwort berichtet sie weiterhin, dass ihr fremde Menschen geholfen hätten heim und ins Hotel zu kommen, Lynn hat offensichtlich dazu auch konkrete Erinnerungen.
Joe Letz (Assistent von Lindemann) habe Lynn auf der Pre-Party (wie sie später auf Twitter ergänzen wird) gefragt, "Warum ich? Warum unter die Bühne, geht es um Sex?", worauf er meinte "Nein, nichts dergleichen, nur um abzuhängen", worauf sie meinte "Okay, ja klar".
Trotz des behaupteten Gedächtnisschwund präzisiert Lynn, was während des Konzerts vorgefallen sei. Während der kurzen Pause sei sie mit Lindemann in einem winzigen Raum gewesen, wie in einer Umkleidekabine und komplett schwarz. Sie habe ihm direkt gesagt, wenn er hier für Sex wäre, sie das nicht möchte, denn Sex sei besonders für sie. Er hätte darauf wütend geantwortet, dass Joe gesagt hätte, dass sie das wolle.
Hier wird sofort klar, dass Lindemann selbst von Letz angelogen wurde und es viel wahrscheinlicher ist, dass sich sein Ärger gegen Letz richtete und nicht auf Lynn persönlich, wie von ihr suggeriert. Nachdem Lynn ihre Aussage nochmal betonte, beide den Raum verließen und sie von Lindemann aufgefordert wurde zu warten, verlässt sie den Bereich unter der Bühne nach 10 Minuten. Interessanterweise eine detailreiche Darstellung, obwohl sie sich, wie ursprünglich erwähnt, nicht an das Konzert erinneren könne.
Anmerkung: Ein Raum wie dieser, der später in den Medien als "Suck Box" bezeichnet werden wird, ist bei vielen professionellen Bühnenkonstruktionen üblich und dient dem "quick change", also dem Wechsel von Bühnenoutfits oder Requisiten während der Show. Dass dieser wie eine Umkleidekabine und komplett schwarz beschrieben wird, ist hier auch keine Überraschung. Schwarzer Molton, ein schwer entflammbarer Stoff mit vorteilhafter Licht- und Schallabsorption, ist im Bühnenbau die absolute Norm.
Gegen Mittag antwortet Lynn auf die Frage nach ihrem Zustand damit, dass sie sich an “nichts nach 21 Uhr erinnern” könne - was eine Verschärfung der ursprünglichen Aussage, sie könne sich nicht an das Konzert selbst erinnern, darstellt.
Dem entgegen steht hier besonders, dass sie sich an andere Ereignisse deutlich zu erinnern scheint. So habe sie z. B. "schockierende" Videos gesehen, auf dem Till tatsächlich Sex habe (wie sich später herausstellen wird, handelte es sich sehr wahrscheinlich um Till The End, ein sehr explizites, aber professionelles Musikvideo von Zoran Bihać), das ihr von einer anderen Frau auf der After-Party gezeigt wurde. Zu dieser Party stellt sie selbst nochmal klar, dass Handys erlaubt gewesen wären. Sie hätte weiterhin gesehen wie Lindemann fünf Whiskeygläser zerstörte (allerdings ohne Zuordnung zur Pre- oder After-Party). Ebenfalls berichtet Lynn von einer Frau, die von einem Bandmitglied am Samstag zuvor (Rehearsal-Show für Fanclub Mitglieder) so hart geschlagen wurde, dass sie (warum auch immer sie dann erneut zur Party gehen würde) jetzt starkes Makeup bräuchte (Nachfragen dazu wurden von Lynn nicht beantwortet). Das alles sind für einen mutmaßlichen, durch Drogen oder KO-Tropfen induzierten Gedächtnisverlust sehr viele und unterschiedliche Details.
Obwohl Lynn mehrmals betont, wie schlecht es ihr ginge und sie nicht einmal aufstehen könne, schreibt sie, dass sobald die Shops in zwei Stunden öffnen, sie selbst versuchen werde ein Drogentest-Kit zu finden - was jedoch nicht erfolgt zu sein scheint. Erst gegen 15 Uhr Ortszeit berichtet Lynn, dass sie Polizei und Ambulanz kontaktiert habe und gerade die Polizei auf dem Weg zu ihr sei.
Parallel zu ihrem ursprünglichen Reddit Thread eröffnete Lynn morgens um 7:00 Uhr Ortszeit einen zweiten Thread, mit einem Screenshot eines Whatsapp Chats und dem Titel "Weitere Beweise hier".
Auf dem Screenshot ist eine Whatsapp Gruppe mit dem Namen "Rammstein Vilnius 2023" zu sehen, in der eine Alyona (russ. Orginalform von Alena) allen ein großartige Show wünscht, sie aufruft sie [auf Instagram] zu markieren, sofern sie etwas posten und dass sie leider nicht dabei sein könne, da sie erst in Helsinki zur Tour stoßen würde. Hier wird also aktiv das Posten in sozialen Medien beworben, inklusive einer Verlinkung des vollständigen Accountnamens der Organisatorin. Für mutmaßliche illegale Aktivitäten an der Stelle höchst widersprüchlich. Lynn, die keinen Text dazu verfasste, wollte wahrscheinlich auf die letzte sichtbare Nachricht des Screenshots aufmerksam machen. Eine Anesthesia schreibt im Gruppenchat an Joe Letz, "Sie lassen uns nicht raus", was zunächst dramatisch klingen mag, allerdings auch mit einem fröhlichen Smiley mit einer Träne (smiling face with tear) versehen ist.
Auf eine Frage, ob sie diese Anesthesia sei und was die letzte Nachricht bedeuten mag, antwortet Lynn und verrät hier erstmals ihren richtigen Namen, nein, ihr Name sei Shelby. Die Nachricht sei zu einem Zeitpunkt geschickt worden, nachdem sie die Party bereits verlassen habe und sie wisse nicht, was passiert sei, aber sie hoffe ihr [Anesthesia] geht es gut.
Angesichts dessen, dass Lynns Intention überhaupt an die Öffentlichkeit zu gehen daraus bestand andere Frauen zu warnen - sie selbst auch schreibt, dass sie hoffe, dass es Anesthesia gut gehe - stellt sich hier unmittelbar die Frage, warum sie nicht einfach die betroffene Frau persönlich kontaktiert hatte. Das wäre über den WhatsApp Kontakt innerhalb von Sekunden möglich gewesen. Bei der von Lynn vermuteten Gefahr und Sorge um die Frauen, erscheint es sogar grob fahrlässig, dass sie völlig davon abgesehen hatte.
Besonders bemerkenswert am Screenshot sind auch die abgebildeten Uhrzeiten. Zum Einen wurde der Screenshot um 04:28 Uhr erfasst, also eine halbe Stunde bevor Lynn überhaupt ihren ersten Reddit Thread verfasst hatte. Es muss sich dabei also um das umfangreiche Dokumentieren gehandelt haben, was Lynn im ersten Thread erwähnen wird. Zum Anderen wurde die Nachricht von Anesthesia genau um 00:00 Uhr geschrieben, d. h. Lynn sagt hier aus, dass sie die After-Party bereits vor Mitternacht verlassen habe. Das Detail ist auch deshalb erwähnenswert, da gemäß setlist.fm das Konzert um 21:05 Uhr begann und um 23:25 Uhr endete (die Konzertlänge wird auch durch Youtube Mitschnitte bestätigt).
Ausgehend davon, dass die Gruppe auch erstmal zur After-Party geführt werden musste und Lynn an Mitternacht bereits nicht mehr vor Ort war, lässt sich schließen, dass Lynn gemäß ihrer Angaben nicht mehr als etwa 30 Minuten überhaupt auf der After-Party gewesen sein könne. Auf Twitter wird sie später schreiben, sie hätten die Row Zero bereits zwei Songs vor Schluss (also etwa 8 Minuten vorher) verlassen, sodass sich ihre Anwesenheit auf etwa 40 Minuten schätzen lässt, die tatsächliche Präsenz zusamen mit anderen Bandmitgliedern würde deutlich darunter liegen. Später wird sich herausstellen, dass es einen Widerspruch geben wird, ob sie vor Mitternacht oder gegen 2:00 Uhr morgens die After-Party verlassen wird.
Die Auflösung des letzten Satzes im Gruppenchat erfolgte dann von der mutmaßlichen Anesthesia selbst. Diese merkt ebenfalls an, dass sie einfach hätte fragen können bevor sie etwas veröffentliche, worüber sie nicht wisse um was es ginge - Lynn habe ja ihren Kontakt. Sie erklärt weiter, dass es zwei After-Partys gab. Eine After-Party, zu der jeder rein- und rauskonnte und eine zweite, zu der man nur mit jemandem mit Erlaubnis hereinkonnte (bei der zweiten wird es sich damit mutmaßlich um Lindemanns eigene After-Party handeln). Hier beschreibt sie, dass es Missverständnisse mit den Sicherheitskräften gab und es für sie nicht möglich war, von der zweiten zur ersten Party zu wechseln, trotz Joe Letz Zusage, dass dies möglich sei. Darum sei es in der spezifischen WhatsApp Gruppennachricht gegangen.
Weiterhin geht sie auf die Vorwürfe ein und sagt aus, dass alle aus den gleichen Flaschen getrunken und alle anderen keine Beeinträchtigungen wie Lynn hatten. Ob es sich hierbei wirklich um besagte Anesthesia handelt, ist nicht ersichtlich. Da der Account allerdings schon älter ist und damit nicht extra dafür angelegt wurde, erscheint die Erklärung schlüssig. Der WhatsApp-Screenshot allein stellt allerdings auch klar, dass die reale Person Zugang zu ihrem eigenen Smartphone hatte und damit irgendeine Form der von Lynn vermuteten “Gefangenschaft” ausgeschlossen werden kann.
Am Tag danach, am 24. Mai, startet Lynn dann noch einen dritten Reddit Thread. Im Titel spricht sie von sich in dritter Person: "Update zu einem gespikten Mädchen (ich)". Auch hier ist der Orginaltext nur noch im Internet Archive zu finden.
Hier bestätigt sie, dass sie Kontakt zur Polizei hatte, dass eine Ambulanz zu ihr ins Hotelzimmer kam und sie einen Drogentest gemacht hätte, allerdings ohne positives Ergebnis. Sie erwähnt Instagram Stories und Videos von Dritten, die aus ihrer Sicht ein Anzeichen dafür seien, dass mit ihr irgendwas nicht gestimmt haben muss. Erneut wird betont, dass sie niemals Drogen nimmt und auch nicht viel trinkt (man erinnere sich an die ursprüngliche Aussage "Ich bin irisch, ich kann trinken").
In den Kommentaren hierzu korrigiert sie die Uhrzeiten und erläutert ihren Alkoholkonsum auf der Pre-Party. Sie habe zwei Drinks gehabt, ein kleiner Vodka, ein Prosecco und Till habe allen Frauen einen Tequila Shot gegeben. Das sei um 20 Uhr und nicht wie vorher berichtet um 17:30 Uhr geschehen, nach etwa 20:30 Uhr würde sie sich an überhaupt nichts mehr erinnern. Eigentlich könne sie viel mehr als das trinken, ohne dass sie was spüren würde - erneut eine kleine Inkonsistenz zur gerade erfolgten Aussage, dass sie eigentlich ja gar nicht viel trinke.
Mehr wird sie auf Reddit nicht schreiben können, denn auch hier wird die Moderation aktiv und schließt den Thread. Lynn erhielt einen 90 Tage Bann, da sie keine juristische oder medizinische Beweise vorlegen könne. Auf legitime, kritische Nachfragen ging sie in allen drei Threads nur sehr wenig und selektiv ein. Ab hier verlagert Lynn ihre Aktivität auf Twitter und Instagram.
Es lohnt sich hierbei noch einen Blick auf Lynns frühere Redditaktivitäten zu werfen, bevor sie die Vorwürfe veröffentlichte. So ist zum Beispiel ein Beitrag von Dezember 2022 zu finden, in welchem Lynn aussagt, dass Lexapro, ein Antidepressivum, ihr Leben völlig verändert habe.
Bezeichnend sind hier die Nebenwirkungen, wie zum Beispiel Übelkeit, Verdauungsprobleme, Schlaf- und Ruhelosigkeit, Muskelzittern, aber hervozuheben sind hier auch die Symptome für abrupten Entzug, wie es zum Beispiel beim Vergessen oder absichtlichem Weglassen der Medikation der Fall sein kann: “muscle tension (44%), chills (44%), confusion or trouble concentrating (40%), amnesia (28%), and crying (28%)”. Ebenfalls ist beim Konsum von Antidepressiva zusammen mit Alkohol immer Vorsicht geboten, da sich die Effekte und Nebenwirkungen gegenseitig verstärken können. Es werde für Frauen maximal ein alkoholisches Getränk empfohlen, was bei einem hochprozentigen Produkt einem Schnapsglas entspreche. Lynn trank auf der Pre-Party allerdings ein Vodka (gemischt mit Red Bull, wie sie später sagen wird), ein Prosecco und ein Tequila, was mindestens der dreifachen Menge entspricht. Die Vermischung von Lexapro mit Koffein gilt als ungefährlich, bei höheren Dosen wie in Energy Drinks sei jedoch Vorsicht geboten, dies könne, genau wie die Kombination mit Alkohol, in seltenen Fällen das Serotonin Syndrom verursachen. Die Symptome des Syndroms beinhalten z. B. motorische Überreaktionen, Schlaflosigkeit, mentale Verwirrung, Übelkeit und Durchfall.
Im Kontext ihres Alkoholkonsums berichtet Lynn auch zu keinem Zeitpunkt, dass sie irgendwann am Abend noch feste Nahrung zu sich genommen hat, lediglich Mittags gegen 12:30 Uhr habe sie eine Pizza gegessen, wie sie viele Tage später auf Instagram schreiben wird.
In einem weiteren Redditpost über ein My Chemical Romance Konzert fragte sie, wann man da sein müsse um ganz nach vorne zu kommen, hier wolle sie unbedingt hin. Im Nachgang des Konzerts berichtet sie, dass sie die Band angefleht habe eine Setlist ins Publikum zu werfen und dass sie einen Ellbogen abbekommen habe beim Versuch ein Gitarrenplektrum zu erhalten. Hier zeigt sich, dass Lynn sehr emotional in einem Fandom investiert sein kann, auch eine Affinität zur direkten Nähe prominenter Menschen zeigt und eine Tendenz zu Trophäen in Form von Setlisten, Gitarrenplektren oder Ähnlichem offenbart.
Ein weiterer Beitrag auf Reddit stellt ein Videobeitrag von Lynn selbst dar, in welchem sie mit deutlich überzeichneten, impulsiven Bewegungen, vergleichbar wie sie später in Videos vom Rammstein-Konzert zu sehen wird, zur Musik von Korn tanzt.
Ein zweites Video dieser Art, welches wahrscheinlich auch seinen Ursprung auf TikTok hat, kursiert auf Twitter.
Abschließend sei hier noch auf einen Beitrag von Oktober 2022 verwiesen, in welchem Lynn zum Rammstein Konzert in Litauen schreibt, dass sie nicht nur finanziell stark investiert ist, sondern auch sprichwörtlich “ich werde die Sau rauslassen, du lebst nur einmal”:
Desweiteren erstellte sie im November 2022 einen Reddit Thread, in welchem sie ihre Spotify Statistiken präsentierte. Unter den gezeigten Top 12 befinden sich acht Rammstein und ein Lindemann Song, darunter Sehnsucht, Pussy und Sonne.
2. Twitter - Eine Präsentation
In der Nacht vom 24. auf den 25. Mai kündigt Shelby Lynn mit einem eigens erstellten Account auf Twitter die Veröffentlichung von Fotos und Videos an, die ihre Behauptungen stützen sollen:
Im Tweet und der Accountbeschreibung scheint es zunächst als hätte Lynn ihre Vorwürfe bereits entschärft, sie sei “bei Rammstein” und nicht “von Rammstein” unter Drogen gesetzt worden. Allerdings zeigen anfängliche Retweets mit Screenshots, dass sie in ihren Accountinfos zunächst noch letzteres, wie zuvor auf Reddit, unterstellte:
Ob das auch in ihrem ursprüngliche Tweet selbst der Fall war, lässt sich nicht mehr feststellen, da erst Tage später der Tweet und ihr Account im Internet Archive erfasst wurden.
Nach ihrem ersten Tweet folgt ein Video, in welchem sie behauptet sie würde herumstolpern und Joe Letz würde verhindern, dass die Security eingreift. Allerdings ist das auf dem Video selbst überhaupt nicht zu sehen. Man erkennt lediglich, wie Lynn zusammen mit einer anderen Frau für ein Foto posiert und im Hintergrund Letz zwischen den Frauen und einer Sicherheitskraft vorbei läuft, dabei kurz ein Blick auf Lynn wirft.
Die Sicherheitskraft schaut am Ende des Videos allerdings in eine völlig andere Richtung, Letz spricht weder sie noch Lynn überhaupt an. Das Video selbst hat auch nur eine Länge von drei Sekunden, wie in der Galerieansicht unten im Video zu sehen ist. Danach folgt nochmal ein Video, wo sie mit der gleichen Frau, diesmal Richtung Bühne, für ein Bild posiert und Lynn schreibt dazu erneut, dass man hier erkennen könne, dass etwas nicht mit ihr stimme. Allerdings unterscheidet sich auch hier ihr Verhalten überhaupt nicht von anderen anwesenden Frauen oder fällt durch irgendeine Auffälligkeit auf.
Im Anschluss folgt eine Reihe an Kurzvideos (Tweet 1, Tweet 2), die sie während des Konzerts aufgenommen hat und der Fokus meist zwischen der Bühne und sich selbst beim Mitsingen wechselt. Zu sehen ist hier eine angetrunken wirkende Lynn, die die Musik zu feiern scheint und mitsingt. Die Videos erwecken den normalen Eindruck einer angetrunkenen Person, die Texte euphorisch mitsingt, deren Sprache sie nicht spricht oder versteht.
Diese Videos liefern weiterhin eine mögliche Theorie zum Ursprung ihres Hämatoms. Auf einem Video zusammen mit einer anderen Frau ist klar zu sehen, dass sich die Bühnenkante direkt in ihrer Hüfthöhe befand. Ebenfalls ist hier sichtbar, dass die Frauen auf der äußeren rechten Seite zur Bühne positioniert waren. Um mittig zur Bühne zu schauen, muss man sich hier also nach links drehen, sodass die Kontaktfläche zur Bühnenkante auf der rechten Hüftseite liegt.
Dieser Winkel und die Position direkt an der Bühnenkante wird auch durch ihre anderen Videos bestätigt und stimmt exakt mit dem Ort des Hämatoms überein.
Das kann sich hier um völlige Koinzidenz handeln, aber ihre teils impulsiven Bewegungen zur Musik liefern hier eine mögliche und plausible Erklärung.
Danach zeigt Lynn ein Video, in welchem sie sich noch während des Konzerts selbst filmt und sie dabei erzählt, dass Lindemann mit ihr Sex haben wollte. Im Hintergrund wird dabei gerade Du riechst so gut gespielt. Aus einem durchgängig aufgenommenen Konzertmitschnitt wird hier klar, dass das Video erst eine Stunde später nach dem Deutschland Remix, bei dem dies passiert sei, aufgenommen wurde. Andere Videos, wo Lynn dann wieder zur Musik zu feiern scheint, wurden sogar erst noch später aufgenommen, z. B. während Pussy.
Zusätzlich zeigt Lynn auf Twitter ein Bild eines Drogentests als Beweis, dass einer gemacht wurde, Bilder des VIP Tickets und des Armbands und ein Video von der After-Party selbst, um zu zeigen, dass sie dort gewesen sei.
Anhand der Verpackung des Drogentests lässt sich feststellen, welcher Test genau gemacht wurde. Es handelt sich um einen Urin-Schnelltest, der auf 10 Substanzklassen testet: Amphetamine, Barbiturate, Benzodiazepine, Kokain, Opiate, Marihuana/Haschisch, Metamphetamine, Methadon, trizyklische Antidepressiva (Lexapro gehört hier nicht dazu) und Ecstacy.
Zunächst sei klargestellt, dass das englische Wort “spiked”, welches Lynn mehrfach benutzt, etwas allgemeiner gefasst ist als die gerade in deutschen Medien häufiger vorkommende Bezeichnung als KO-Tropfen. Gleichzeitig gibt es im Deutschen nicht “die” KO-Tropfen, sondern darunter können eine Vielzahl an unterschiedlichen Drogen, darunter viele der im Test genannten, verstanden werden. Zur Klasse der Benzodiazepine gehört z. B. Rohypnol, die wahrscheinlich als KO-Tropfen bekannteste Droge. Rohypnol hat eine Halbwertszeit (die Zeit, nach der die Hälfte des Stoffs vom Körper abgebaut wurde) von 18 bis 26 Stunden und ist in Urintests, je nach deren Güte zwischen 60 Stunden bis 28 Tage nachweisbar. Nach Angaben Lynns ist der Test im Laufe des Nachmittags am 23. Mai gemacht worden, also zwischen 16 bis 20 Stunden nach der Pre-Party und damit noch gut im Zeitfenster der Nachweisbarkeit mit einfachen Tests. Lynn vermutet später, es habe sich um GHB gehandelt und deshalb wäre aufgrund des kurzen Nachweisbarkeitszeitraums der Test negativ ausgefallen. Der schwierige Nachweisbarkeit ist zwar korrekt, allerdings gehört GHB zu keiner Stoffklasse auf die überhaupt getestet wurde. Ein typisches Merkmal bei einem mit GHB verabreichten Drink ist allerdings ein salziger Geschmack, etwas dergleichen wurde nie von Lynn berichtet. Beim Bild des Drogentests ist auffällig, dass die Ergebnisse selbst gar nicht gezeigt werden. In Nahaufnahme erkennt man jedoch, dass der erste Test ganz rechts einen Doppelstrich zeigt. Dies ist hier allerdings gemäß der litauischen Beschreibung ein Nachweis für ein negatives Testergebnis, im Gegensatz zu bspw. Covid-Tests. Dazu ergänzend sei erneut auf das Video verwiesen, in welchem sie von der Szene unter der Bühne berichtet. Hier zoomt Lynn mehrfach in ihr Gesicht, wobei sich eine normale Reaktion der Pupillen und keine drogentypische Auffälligkeit zeigt.
Im weiteren Verlauf beschreibt Lynn den Prozess wie sie zur Row Zero gekommen ist. Sie habe Makeeva selbst angeschrieben und gefragt wie man zur After-Party komme, wobei hervorzuheben ist, dass sie explizit nach der After-Party und nicht Row Zero gefragt hat. Diese Tatsache, zusammen mit dem Alkoholkonsum selbst, erscheint besonders kurios gegenüber ihren Aussagen auf Reddit, nach deren sie bereits Gerüchte kannte und sich im Ausland auch besonders sicher verhalten wolle. Weiterhin scheibt sie, dass sie auf der Pre-Party ihre Handys abgeben mussten und das Letz ihnen gesagt habe, ihr Job sei es gehyped zu sein, was zu trinken und dass “wir ordentlich Energie haben wollen”. Lynn berichtet dann selbst davon, dass sie sagte, dies sei genau ihre Sache. “Die Frau bin ich! Ich bin irisch, ich bring die Party in Bewegung”. Damit meinte sie nach eigenen Angaben, dass sie sehr selbstbewusst sei um mitzusingen, zu tanzen und zu trinken.
Einerseits beschreibt sie hier selbst vorausschauend schon genau das, was auf den Konzertvideos von ihr zu sehen sein wird, andererseits widerspricht das erneut ihrem ursprünglichen verbreiteten Bild von sich selbst, dass sie selbst ja nicht viel trinke und sich sicher verhalten wolle.
Lynn beschreibt dann, dass sie sich selbst Vodka-Energy eingeschenkt und danach noch einen Prosecco getrunken habe. Nach einer Weile sei Joe Letz erschienen und habe sie herausgepickt und meinte zu ihr, Till wolle sie treffen, worauf Lynn direkt fragte, “Warum? Warum ich? Geht’s hier um Sex?”. Letz entgegnete “Nein, nichts dergleichen, Till ist der perfekte Gentleman”, worauf Lynn nochmal fragte “Sei ehrlich zu mir. Ist das für Sex und ist er tatsächlich aggressiv?”. Aufgrund der äußerst spezifischen Nachfrage wird hier offensichtlich, dass Lynn bereits im Vorfeld sehr konkrete Vermutungen zu haben schien.
Letz habe die erneute Nachfrage verneint, es ginge darum 5 Minuten während des DJ Intervals unter der Bühne abzuhängen. Danach habe eine andere Frau Lynn gefragt, um was es ginge und meinte dann zu ihr “sie soll nicht dahin gehen, er wolle tatsächich Sex” und Lynn sagte ihr, dass sie, “was auch immer sie sage”, sie davon abhalten solle unter die Bühne zu gehen, was die andere Frau zugesichert habe. Diese Versicherung ist dahingehend verwunderlich, da Lynn hier schon selbst damit zu rechnen scheint ihre Meinung bis dahin geändert zu haben, sich später nicht mehr daran zu erinnern oder nicht mehr in einem Zustand zu sein, um die Situation richtig einschätzen zu können.
Kurz danach sei Lindemann zu ihnen gestoßen, hätte ihnen allen Tequila Shots aus einer Flasche eingeschenkt und habe auch mehrere Whiskeygläser zerstört. Dies sei gegen 20 Uhr gewesen, Lindemann habe dann den Raum verlassen und dann habe die Show begonnen. Ab dann, Lynn schreibt hier diesmal um etwa 20:30 Uhr, seien ihre Erinnerungen weg - auf Reddit schrieb sie ursprünglich ab 21 Uhr könne sie sich nicht mehr erinnern. Der Unterschied mag zwar zunächst nur nach einer leichten Verwirrung klingen, ist aber tatsächlich relevant, da 21 Uhr vor dem unmittelbaren Konzertbeginn gewesen wäre. Allerdings ist Lynn bis zum Konzert auch von vielen anderen Frauen umgehen, einschließlich der Frau, die versicherte auf sie aufzupassen. Lynn bezeichnet sich dann im weiteren Verlauf als einen menschlichen Zombie, singend, tanzend, stolpernd, die Zeit verginge wie im Flug und schon wäre das DJ Set gekommen. Hier ist ebenfalls wieder auffällig, dass sie sich trotz mutmaßlichem Gedächtnisschwund selbst an ihr Verhalten erinnert. Auch dass die Zeit wie im Flug zu vergehen scheint, ist kein ungewöhnliches Empfinden, wenn man als Zuschauer euphorisch - oder im Alkoholrausch - bei einer Sache dabei ist, zumal das DJ Set nach 45 Minuten zeitlich sowieso im ersten Drittel der Show liegt.
Joe Letz habe sie dann unter die Bühne geführt, die Frau, die ihr versprach sie nicht hingehen zu lassen, hätte vergeblich versucht sie aufzuhalten (man kann an der Stelle auch davon ausgehen, dass diese Frau bis dahin auf sie aufgepasst hat). Danach wird die gleiche Situation wie bereits auf Reddit beschrieben, diesmal zusätzlich mit dem anschließenden Dialog mit Joe Letz, in welchem sie ihm vorwirft sie angelogen zu haben und das Till jetzt auf sie sauer sei.
Letz habe sie beschwichtigt, er kümmere sich darum, es sei seine Schuld und er habe sie dann zurück zur Row 0 geführt. Ob es sich hier tatsächlich um ein Missverständnis zwischen Lindemann und Letz handelt, oder ob Letz mutmaßlich Lynn getäuscht hat, lässt sich daraus nicht ableiten. Anzumerken ist hier, dass sie sich auch dort an den genauen Dialog erinnern kann. Zwei Songs vor Schluss (acht Minuten vor dem eigentlichen Ende) seien alle Frauen rechts der Bühne weggeführt worden und als nächstes hätte sie sich auf der After-Party befunden. Hier war Richard Kruspe anwesend, wie sie mit einem Video auch bestätigt, Smartphones waren hier offensichtlich gestattet.
Außer zwei Flaschen Wasser habe sie auch nichts mehr getrunken, wobei sie betont keine anderen Drinks gehabt zu haben - womit sie indirekt aussagt, dass sie zu der After-Party selbst keine Erinnerungslücke hatte. Andere Frauen haben Lynn ihre intimen Storys, die sie mit Lindemann hatten, erzählt, darunter “schockierendes Zeug”. Gegen 2:00 Uhr wollte Lynn die Party verlassen, da ihr ziemlich übel gewesen sei. Eine der Frauen habe sie dann zu den Toiletten geführt, wo sie sich übergeben habe. Danach habe sie auf der Party noch versucht sich normal zu verhalten, hätte sich noch an den Wasserflaschen bedient und habe dann die Party verlassen. Zwei fremde Leute hätten ihr dabei geholfen heimzukommen, haben ein Taxi herbeigewunken und das auch bezahlt. An späterer Stelle auf Twitter verweist Lynn noch auf die Aussage einer Freundin, die mit ihr gerade telefoniert habe als sie aus einem Wald zu einer Straße kam und mit zwei Leuten sprach, Lynn nennt hier auch deren männliche Vornamen. Mit dem Wald ist hier mutmaßlich der Fußweg vom Backstage Bereich bis zur nächstgrößeren Verkehrsstraße gemeint, die kürzeste Strecke beträgt etwa 1 km laut Google Maps.
Ein anderes Paar hätte ihr dann im Hotel geholfen eine neue Zimmerkarte zu erhalten, da sie ihre eigene verloren habe. Hier berichtet sie auch das erste mal darüber, dass sie beim Verlassen des Veranstaltungsorts einen leichten Schmerz gespürt habe und sie dann im Hotel das erste mal ihre blaue Flecken wahrnahm.
In ihrer Erzählung sind mehrere Dinge auffällig: Zunächst fällt direkt auf, dass die Uhrzeit hier nicht zur ursprünglichen Angabe auf Reddit passt, nachdem sie bereits gemäß der WhatsApp Textnachricht um Mitternacht gar nicht mehr vor Ort war. Ein Status-Screenshot, der um 07:36 Uhr gemacht wurde und einen Zeitstempel von “vor 7h” zeigt ist dazu kein Widerspruch.
Da solche Angaben abgerundet sind, muss der Status also zwischen 23:36 und 00:36 geteilt worden sein, sofern das Teilen des Status überhaupt noch vor Ort geschehen ist. Da ihre erste Beschreibung der After-Party allerdings daraus bestand, dass ihr Richard Kruspe (weißer Stiefel auf dem Screenshot) gegenüber saß, ist es sehr wahrscheinlich, dass das Video direkt zu Beginn der After-Party angefertigt und geteilt wurde.
Weiterhin wird dadurch auch klar, dass sie sich nicht auf der exklusiveren After-Party Lindemanns befand, was auch mit der auf Reddit erklärten Unkenntnis über die Textnachricht zusammen passt. Ebenfalls erinnert sich Lynn explizit zu welchem Zeitpunkt sie von der Bühne zur After-Party geführt wurden und es lässt sich aus ihrer Beschreibung feststellen, dass sie durchgängige Erinnerungen von der After-Party bis zum Hotel haben muss. Sie weiß explizit, dass sie nur Wasser getrunken, die Erzählungen anderer Frauen gehört hat, ihr übel wurde und sich übergeben musste und dass sie die Party dann verlassen hat. Zum Zeitpunkt der Ankunft im Hotel hatte Lynn auch das klare, rückwirkende Erinnerungsvermögen, dass sie zuvor Schmerzen beim Verlassen des Orts gespürt hatte. Das sind an der Stelle große Widersprüche zu den ursprünglichen Behauptungen, dass sie sich ab 20:30-21:00 Uhr an gar nichts mehr erinnern könne. Es lässt sich damit feststellen, dass eine möglicherweise verabreichte Droge hier also keine 3h Wirkungszeit gehabt hätte, weiter geschwächt durch vorhandene, präzise Erinnerungen dazwischen. Erneut berichtet hier Lynn auch von Frauen, die von “schockierenden Erlebnissen” berichten, aber dennoch wiederholt auf den After-Partys anwesend sind. In Kombination mit ihrer Aussage auf Reddit über angesehen Videos und späteren Screenshots auf Instagram ist es naheliegend, dass sie hier Till The End mit den Aussagen der Frauen vermischt zu haben scheint oder dass diese Frauen andere Motive hatten. An der Stelle stellt sich die Frage, ob Lynn hier überhaupt schon einen Verdacht hatte unter Drogen gesetzt worden zu sein. Wenn sie hier über mutmaßliche andere Geschichten informiert wurde und selbst den Verdacht hegte Opfer einer mutmaßlichen Tat zu sein oder zu werden, erscheint es sonderbar, dass es kein unmittelbares Fluchtverhalten gab oder irgendeine Art von Furcht oder Angst von Lynn beschrieben wurde. Aufgrund ihrer sonstigen Erzählung muss man explizit davon ausgehen, dass letzteres definitiv von Lynn genannt worden wäre und kann daraus folgern, dass sie auf der After-Party noch überhaupt keinen Verdacht hatte. Auch bei Lynns genanntem Motiv der Warnung anderer Frauen hätte sie in dem Fall direkt die Polizei informieren können, um mutmaßliche, weitere Taten sogar in flagranti zu unterbinden.
Ein weiterer, besonders großer Widerspruch wird deutlich, wenn man sich das aller erste Video auf Twitter genau anschaut. Es handelt sich um ein Video, das noch vor dem eigentlichen Konzert aufgenommen wurde und die Frauen zeigt, wie sie zusammen stehen und für Bilder posieren, im Hintergrund läuft Joe Letz vorbei. Hier ist klar und deutlich erkennbar, dass Lynn eine 0,5L PET-Flasche mit blauem Deckel und gefärbtem Inhalt in der Hand hält. Auch Joe Letz und zwei weitere Frauen haben eine solche Flasche in der Hand, eine davon ebenfalls mit erkennbar gefärbtem Inhalt. Die blonde Frau neben Lynn, die später auch noch als Zeugin interviewt wird, sowie Joe Letz haben Flaschen deren Inhalt durchsichtig wirkt. Eine weitere Frau hat einen Trinkbecher in der Hand. Lynn hat stets betont, dass sie nur wenig in Form von einem kleinen Vodka-Energy, Prosecco sowie Lindemanns Tequila Shot getrunken habe. Das Video beweist dagegen, dass das nicht stimmen kann. Was genau Lynn hier wirklich trank, wird zu keiner Zeit aufgeklärt, die Farbe ist zumindest typisch für ein Vodka-Energy Mischgetränk wie sie es schon zuvor getrunken hatte.
Auch in einem zweiten Video auf Twitter ist bei einer weiteren Frau eine solche Flasche mit gefärbtem Inhalt deutlich zu sehen. Hier ist auch ein Logo in Form eines Wassertropfens auf der Flasche erkennbar, was die Vermutung bestätigt, dass hier tatsächlich selbstgemischte Getränke abgefüllt wurden.
Im restlichen Twitter Verlauf berichtet Lynn, dass die Frau, die ihr auf der Party geholfen habe, sich am Tag danach nach ihr erkundigt habe und diese ebenfalls berichtet, dass “das” ihr auch passiert sei, ebenso einer Vielzahl ihrer Freundinnen.
Was genau mit “das” gemeint sei oder warum diese dann erneut an einer After-Party teilnahm, wird nicht erklärt, Lynn geht darauf sonst nirgendwo ein. Diese Frau habe sie dann, zusammen mit einer weiteren Freundin von der After-Party, im Hotel aufgesucht und sich um sie gekümmert, sie hätten mit der Rezeption gesprochen und dort Polizei sowie Ambulanz gerufen. Hier stellt sich eine Inkonsistenz raus, denn auf Reddit hat Lynn zuvor geschrieben, dass sie selbst mit der Polizei und Ambulanz gesprochen habe. Da laut Ambulanz nur die Polizei einen Drogentest durchführen könne, diese aber keinen vor Ort hatten, organisierte auf Empfehlung der Polizei die Freundin einen Drogentest in einer Apotheke, der ihrer Angabe nach negativ ausfiel (Ergänzung 16.05.2024: Drogenkonsum Lynns mittlerweile bestätigt). Weiterhin kündigt sie an, sobald sie zuhause sei direkt ins Krankenhaus zu gehen und sich vollständig toxikologisch untersuchen zu lassen. Zu Hause angekommen wird dies allerdings nie geschehen, das Krankenhaus habe ihr empfohlen zur Polizei zu gehen um dort forensische Proben abzugeben, weil nur das vor Gericht bestand hätte. Die Polizei jedoch könne nichts machen, da es nicht in Nordirland passiert sei. Sie müsse zuerst Anzeige bei der Polizei in Litauen erstatten, damit diese eine Ermittlung beginnt und diese dann Amtshilfe bei der Polizei in Nordirland ersuchen kann. Hierzu wurde vorsorglich eine Urinprobe als möglichen Beweis abgegeben. Warum sie sich nicht zusätzlich noch im Krankenhaus testen ließ, um wenigstens eine Gewissheit für sich selbst zu erhalten, ist hier offen.
Ab hier beginnt Lynn andere Betroffene aufzurufen sich bei ihr zu melden, teilt dazu anonyme Berichte und am nächsten Tag, dem 26. Mai, gibt sie sich euphorisch. “Wir können diesen Kampf nicht beenden, während er noch Momentum hat. Ich werde niemals aufhören, ich werde nicht aufhören, bis diese Stimmen der Frauen gehört werden”.
Viel Aufmerksamkeit erhielt ein Tweet von Lynn wenige Tage später, in welchem sie klarstellte, dass Lindemann sie nicht angefasst habe. Kritisiert wurde hier, dass sie zuvor Artikel geteilt hat, laut denen sie Lindemann tatsächliche sexuelle Übergriffe vorwerfen würde. Wenig diskutiert ist hier der Widerspruch, dass sie ihr Hämatom immer sehr präsent gezeigt und damit einen gewaltsamen Übergriff suggeriert hat, hier aber klipp und klar feststellt, dass Lindemann sie nicht angefasst habe - sie muss sich also sicher sein, dass auch auf der After-Party nichts dergleichen passiert ist.
Erwähnenswert sind noch zwei weitere Tweets, zum Einen teilt sie Suchergebnisse über Alena Makeeva, die direkt zu Diskussionen über Makeevas Rolle und die After-Partys im Rammstein Subreddit führen. Da Lynn zur After Party eingeladen werden wollte und dazu proaktiv den Kontakt zu Makeeva gesucht hatte, ist es praktisch ausgeschlossen, dass sie nicht zuvor ebenfalls nach ihr gesucht hat und über diese Diskussionen gestoßen ist.
Zum Anderen korrigiert sie ihre ursprüngliche Zeitangabe, sie habe die Party gegen Mitternacht und nicht gegen 2:00 Uhr morgens verlassen. Dies wird belegt mit einem Screenshot von zwei verpassten Telefonanrufen kurz nach Mitternacht. Lynn habe ein Taxis für die Heimfahrt gerufen und vermutet der Fahrer hätte sich verfahren, das Taxi sei dann gecancelt worden. Eine Twitter-Antwort weißt Lynn zwar darauf hin, dass es tatsächlich gegen 2:00 Uhr in Litauen (UTC+3) morgens gewesen sein kann, da sich die Zeitangaben des Handys der Zeitzone anpassen und die Angaben auf dem Screenshot der nordirischen Zeitzone entsprechen (UTC+1). Hier ist allerdings unklar, wann und wo überhaupt der Screenshot entstanden ist und ob alle Anrufapps hier gleich reagieren. Der WhatsApp-Screenshot, der eindeutig in Litauen entstanden ist, mit einer unabhängigen WhatsApp Nachricht, deren Zeitstempel sich definitiv der lokalen Zeitone anpasst, und ihrer Aussage, dass sie davor bereits die Party verließ, deutet eher darauf hin, dass es vor Mitternacht gewesen sein muss.
Daraus ergeben sich zwei Szenarien:
Setzt man voraus, dass beide Aussagen korrekt sind, Lynn also vor Mitternacht die After-Party ließ, sie aber tatsächlich gegen 2:00 Uhr morgens vergeblich versuchte ein Taxi zu rufen und beim Verlassen des Waldes gerade mit ihrer Freundin telefonierte, dann ergibt sich ein Zeitrahmen von 2 Stunden, in welchem Lynns Aufenthalt unbekannt ist. Die naheliegenste Möglichkeit wäre hier eine Verirrung im umliegenden Waldgebiet.
Setzt man voraus, dass Lynn sich in ihrer Aussage, dass sie zum Zeitpunkt der WhatsApp-Nachricht bereits den Ort verlassen habe, geirrt hat und sie bis 2:00 Uhr morgens anwesend war, so ergibt sich die Frage, warum sie nicht auf diese WhatsApp Nachricht reagiert hatte. Denn nach ihrer Aussage habe sie andere Frauen warnen und schützen wollen und immerhin fand sie die Nachricht unheimlich genug, um sie auf Reddit als vermeintlichen Beweis zu teilen, verbunden mit einer Sorge um die Frauen, anstatt einfach über WhatsApp die Frauen direkt zu fragen.
Was an der Stelle aber explizit festgehalten werden muss, dass irgendwann in der Nacht Lynn diesen Waldweg alleine gelaufen ist.
3. Instagram - Evil Rammstein
Anmerkung: Da Share-Links zu Statuseinträgen möglicherweise personalisierte Informationen erhalten, wird hier nur auf die Instagram-Highlights allgemein verlinkt und nicht auf die einzelne Beiträge. Die Videos wurden mithilfe einer externen Platform heruntergeladen. Manche Status-Meldungen, die nach 24h verschwinden, sind nur noch über dritte Quellen aufrufbar.
Ebenfalls am 24. Mai begann Shelby Lynn mit einer Veröffentlichung von Bildern und Videos auf Instagram unter dem Titel “Evil Rammstein”. Hier zeigen sich direkt mehrere Kuriositäten. Auch hier veröffentlicht sie ein Selfie-Video, das während des Konzerts entstanden ist, mit der Aussage, Till habe von ihr Sex erwartet - allerdings ein ganz anderes Video als Lynn auf Twitter veröffentlichte. Es gibt also zwei unterschiedliche Versionen des gleichen Videos. Auf Instagram sagt sie u. A. “he wanted to have sex with me”, während im Hintergrund das Live-Intro zu Mein Teil zu hören ist, also etwa 15 bis 20 Minuten nach dem Deutschland Remix. Das Video auf Twitter wurde dagegen, wie bereits beschrieben, während Du riechst so gut aufgenommen, also eine ganze Stunde später, hier sagt sie u. A. “Till Lindemann wanted to fuck me”. Dass sie inhaltlich gleich zweimal das gleiche Video aufgenommen hat, lässt bereits während des Konzerts auf eine erhöhten Willen schließen, entsprechende Videos veröffentlichen zu wollen.
In einem weiteren Video vom 24. Mai erzählt Lynn, dass sie selbst die Polizei kontaktiert habe, entgegen ihrer Aussage auf Twitter. Die später auf Twitter erwähnten Frauen werden hier überhaupt nicht erwähnt. Weiterhin spricht sie davon, dass der Drogentest negativ gewesen wäre (“Habe einen Drogentest gemacht. Der Drogentest hat nichts angezeigt“, orig. “Did a drug test. Nothing showed up on the drug test.”).
Zugleich berichtet sie, dass sie nicht die einzige Frau sei, andere Frauen hätten sich bereits bei der Polizei in England und Italien gemeldet. Zu Letzterem gilt anzumerken, dass die zwei Konzerte in Vilnius die ersten der Tour und im Jahr 2023 waren, weder Lindemann noch Rammstein sind in dem Jahr in England oder Italien aufgetreten. Da sie das Video noch am 24. Mai veröffentlichte, erscheint es hier fraglich woher sie Informationen über Meldungen der Polizei haben sollte. Dass Frauen, die nach mutmaßichen Vergehen sogar bereit waren andernorts Anzeige zu erstatten, danach nochmal freiwillig zu einer After-Party erscheinen, erscheint hier ziemlich unplausibel oder suggeriert fragwürdige Motive. Weiterhin schreibt Lynn in einem weiteren Status, es sei “ein krankes Video gemacht worden, wie ich erfahren habe” zusammen mit einem Screenshot von Till The End, was ein starker Indikator dafür ist, dass es sich hierbei um das Video handelt, das ihr auf der After-Party gezeigt wurde. Zusätzlich behauptet sie, dass dies was dort zu sehen sei, auf jeder einzelnen von Lindemanns After-Partys passieren würde. Lynn ist sich hierbei offensichtlich nicht bewusst, dass es sich dabei um ein professionelles Video eines renommierten deutschen Regisseurs für Musikvideos handelt, der mit vielen Größen zusammen gearbeitet hat und das Video selbst als “extreme Form des Storytellings” bezeichnet.
Lynn wird in den nachfolgenden Statusupdates auch viele Screenshots von mutmaßlichen Chatnachrichten präsentieren. Dadurch, dass diese jedoch ausschließlich anonym erfolgen, manche unsinnig und nachweisbar falsch sind (teils auch wieder von Lynn gelöscht wurden), und es gleichzeitig radikale, feministische Akteure gibt, die auch Straftaten und Gewalt in Kauf nehmen (vgl. Angriff auf die Rammstein-Büros in Berlin, Graffitis gegenüber Lindemanns Privatwohnung, versuchte Sabotage des Berlin-Konzerts, Demoplakate mit Mordaufrufen, Einbruch in Lindemanns Privatwohnung), kann diesen Berichten keine Authentizität zugestanden werden und sind als Beweise unbrauchbar. Anzumerken ist hier allerdings, dass einige davon einen auffällig ähnlichen Wortlaut haben. Die fehlende Authentizität gilt an der Stelle allerdings auch für anonyme Berichte von Dritten, die auf anderen Kanälen als Verteidigung Lindemanns und der After-Partys veröffentlicht werden. Diese Einstufung ist erwähnenswert, da im weiteren Verlauf der Vorwürfe an Lindemann die Influencerin Kayla Shyx einiges daraus zitieren wird und dies in ihre persönlichen Erzählungen vermischen wird. Es gilt allerdings hervorzuheben, dass Shyx Lindemann nie getroffen hat.
Teilweise verteidigt Lynn sich auch gegen erhobene Vorwürfe gegen sich selbst. Unter anderem teilt Lynn auch ein Bild der Konversation mit Alena Makeeva, in der Lynn an Makeeva schrieb, sie hätte von den After-Partys gehört und wie man da rein komme. Das bestätigt die vorherigen Aussagen auf Twitter und die damit verbundenen Widersprüche.
Als Reaktion auf eine Unterstellung, sie habe das gleiche schonmal bei Metallica versucht (was nachweislich falsch ist, Metallica hatte das Jahr zuvor keinen Auftritt in Berlin), reagierte sie mit der Aussage, sie habe noch niemals harte Drogen in ihrem Leben genommen. Dass sie hier “harte Drogen” erwähnt, was auch im englischen Sprachgebrauch über Alkohol und Marihuana hinausgeht, macht die Aussage zu einem überspezifischen Dementi und führt damit zu einer Inkonsistenz zu ihren frühen Aussagen, dass sie überhaupt keine Drogen nehmen würde.
Ein weiteres Video aus der ersten Reihe zeigt, wie Lynn sich noch vor dem Konzert länger mit Joe Letz unterhält und dabei mehrmals aufdringlich den Arm um ihn legt. Lynn verteidigt das Video damit, dass sie klar erkennbar völlig aufgedreht und deshalb nervig gewesen wäre, den Arm um ihn gelegt habe, um an sein Ohr zu sprechen und wahrscheinlich Fragen über das Treffen mit Till gestellt habe. Das Video zeigt damit allerdings, dass Lynn auch nachdem sie über die mutmaßlich sexuelle Absichten Lindemanns Kenntnis hatte, nochmal mit Joe Letz gesprochen hat.
In einem weiteren Bild reagiert sie auf einen Fake-Vorwurf mit mehreren Aussagen. Zunächst stellt sie klar, dass sie ihre Medizin (das Antidepressivum) am Konzerttag nicht ausgelassen habe, ebenfalls erwähnt sie im Bezug auf das Video, in welchem sie Letz den Arm umlegt mit “Ich bin sooo homosexuell und Joe ist nicht mein Typ”, weiterhin bestätigt sie, dass sie an dem Tag lediglich eine Pizza und ein Smoothie hatte. Als Letztes schreibt sie, sie hätte noch nie ihre Geschichte verändert, nur Dinge klargestellt.
Damit sagt sie direkt aus, dass sie einerseits Lexapro mit Alkohol vermischt hat, und andererseits dies auf nüchternen Magen geschehen ist (die Rechnung der Pizza stammt, wie oben erwähnt, von mittags 12:30 Uhr). Hinzu kommen zwei nachweisbar falsche Behauptungen: Dass sie lesbisch sei wird widerlegt von einem TikTok Video, in welchem sie über ihren toxischen Exfreund berichtet, und dass sie ihre Geschichte nie verändert habe ist allein schon durch die Veränderung der Beschreibung auf Reddit und der Twitter-Bio mit “Unter Drogen gesetzt von Rammstein” zu “… bei Rammstein” widerlegt.
Die ursprüngliche Behauptung ihrer Schwester, dass sie an dem Tag absichtlich ihre Medikamente weggelassen habe um Trinken zu können, wird von Lynn in einem weiteren Statusbild widerlegt mit, es handelte sich hierbei um ein Missverständnis. Sie habe die Medikamente am Nachmittag danach ausgelassen aus Sorge vor Nebenwirkungen mit der vermuteten Droge. Die Entzugseffekte erklären an der Stelle auch ihren Zustand am Tag nach dem Konzert, wirft aber die Frage auf, wie streng sie sich tatsächlich an die vorgegebene Medikation im Vorfeld gehalten hat.
Ein nur noch über dritte Accounts zugänglicher Status-Screenshot über einen Browserverlauf zeigt, dass Lynn, die damit ursprünglich ihre eigene Authentizität bestätigen wollte, im Laufe des 23. Mai nach Symptomen einer möglichen KO-Tropfen-Verabreichung selbst gesucht zu haben scheint.
Auffällig ist, dass sie auf kein einziges Suchergebnis geklickt zu haben scheint, sofern der Browserverlauf nicht durch sie nachträglich gefiltert wurde. Zu sehen sind ausschließlich die Adressen der reinen Google-Suche. In diesem Rahmen muss auch die Cyberchondrie genannt werden, der Effekt einer vermeintlichen Selbstbestätigung mutmaßlich schwerer Krankheitsbilder durch eine Internetsuche, die aber oft daneben liegt. Die Internetsuchen zeigen weiterhin, dass Lynn sich zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht sicher war, ob sie wirklich unter Drogen gesetzt wurde.
Ein Pro-Rammstein Account hat anhand eines Videovergleichs des Lindemann-Statements von Twitter (welches gegen Ende des Konzerts aufgenommen wurde) und der After-Party-Videos darauf hingewiesen, dass Lynn zwischen Konzert und der After-Party sich frisch gemacht und ihren Lippenstift neu aufgetragen hat, sowie klar und deutlich auf der After-Party redet.
Der Pro-Rammstein Account suggeriert dabei, dass das Video sogar erst entstanden sei, nachdem sie sich übergeben habe. Das erscheint an der Stelle allerdings unwahrscheinlich, denn gemäß ihren Aussagen auf Twitter hat Lynn sich erst beim Verlassen der Party übergeben. Das Video der After-Party hingegen muss zu Beginn der Party, genauer zwischen 23:36 Uhr und 0:36 Uhr, angefertigt worden sein, da Positionen und Körperhaltungen der Personen exakt mit dem Statusscreenshot (siehe oben) übereinstimmt, wahrscheinlich sogar das identische Quellmaterial benutzt.
Neben der Tatsache, dass Lynn hier Zeit und Motivation hatte, sich trotz der Empörung über Lindemann und ihres vermeintlich abwesenden Zustands für die After-Party frisch zu machen, liegt eine außergewöhnliche Merkwürdigkeit in den Aussagen vor, die Lynn darauf angesprochen tätigt.
Zunächst kommentiert Lynn den Status mit der Behauptung, sie sei ja in der Lage gewesen den Lippenstift neu aufzutragen, mit “Eine Frau half mir dabei”. Die zusätzliche Behauptung, dies sei geschehen nachdem sie sich übergeben habe, lässt sie dabei unkorrigiert. Auf die Nachfrage dazu, ob diese Frau ihr mit dem Makeup half als sie sich übergab, antwortete Lynn in einer Sprachnachricht mit: “Offensichtlich nicht. Nachdem ich mich übergeben hatte, hat sie mir geholfen mich wieder zu richten, um keinen Verdacht beim Verlassen der Party zu erregen” (orig.: “Obviously not. After I had vomited, she helped me put myself back together to not raise any suspicion to leave the party”).
Sie bestätigt also nicht nur die Behauptung des Pro-Rammstein-Accounts, dass dies nach dem Übergeben passiert sei, sie sagt auch weiterhin aus, dass sie sich mit fremder Hilfe nur deshalb neu schminkte, um die Party danach ohne Aufmerksamkeit verlassen zu können. Dazu ist das After-Party-Video, in welchem sie bereits neu geschminkt gewesen ist, allerdings ein signifikanter Widerspruch. Das Video erweckt überhaupt nicht den Eindruck als ob sie hier den Ort dringend verlassen möchte. Sie fragt hier mit einem leichten Grinsen sinngemäß in die Kamera “Ist das mein Leben?”, um ihre Präsenz auf der After-Party hervorzuheben. Zudem passt auch die Uhrzeit des Videos überhaupt nicht zur Twitter-Aussage, dass sie die Party erst gegen 2:00 Uhr morgens verlassen wollte und sie sich erst da übergeben habe. Ohne dass sich der Pro-Rammstein-Account dessen bewusst zu sein schien, wurde hier Lynn dazu gebracht, völlig widersprüchliche Aussagen gegenüber des auf Twitter gezeigten Videos abzugeben. Betont sei hier, dass auch die früheren Aussagen auf Twitter bereits in einem nüchternen, geordneten Zustand erfolgt sind. Die Sprachnachricht zeigt dabei vermeintlich Informationen über eine mögliche Angst und ein Fluchtverhalten, was sie in ihren früheren Erzählungen jedoch nie erwähnte, obwohl es von ziemlicher Relevanz gewesen wäre. Dabei formuliert sie dies wie eine Tatsachenbehauptung, mit einer klaren kausalen Abfolge, an die sie sich genau erinnert: Geschminkt, nach dem Übergeben, um die Party ohne Aufzufallen zu verlassen.
Erneut wird Lynn zynisch darauf angesprochen, warum ihre Priorität darin lag, Lippenstift neu aufzutragen, nachdem sie sich übergeben habe und weiterhin, warum sie zur After-Party ginge, obwohl sie angeblich kaum laufen könne, sich dann selbst filme und sie dabei lächele. Lynn antwortet darauf erneut in einer zweiten Sprachnachricht: “Ich weiß es verdammt nochmal nicht. Vielleicht hat jemand anderes mir mit meinem Lippenstift an irgendeinem anderen Zeitpunkt in der Nacht geholfen. Vielleicht ist das mehrere Male vorgekommen, ich weiß es nicht, verdammt.” (orig.: “I don’t fucking know. Maybe someone else helped me with my lipstick some other point in the night. Maybe this happened multiple times, I don’t bloody know”).
Lynn, die hier hörbar genervt reagiert, betont in der Antwort, dass es auch zu einem anderen Zeitpunkt oder mehrmals vorgekommen sein kann. Dies zeigt, dass sie sich dem Widerspruch der Chronologie eventuell bewusst wurde, obwohl in den ursprünglichen Nachrichten gar nicht direkt danach gefragt oder dies explizit erwähnt wurde. Lediglich das “lächelnd” im Zusammenhang mit dem Selbstfilmen scheint als Stichwort gereicht zu haben, dass Lynn sich hier zu erklären versucht und dabei ihre ursprünglich klare Aussage mit “Eine Frau half mir dabei” im Bezug auf das Neuschminken nach dem Übergeben gleich wieder entkräftet mit, sie wisse es nicht, es könne auch wann anders oder mehrmals gewesen sein. Da allerdings schon die ursprüngliche Behauptung des Pro-Rammstein-Accounts klar auf das Video bezogen und nur deshalb überhaupt erst möglich war, scheint Lynn ihre erste Sprachnachricht bewusst und mit voller Absicht so formuliert zu haben, dass ein bestimmtes Narrativ entsteht, obwohl sie mit ihrer zweiten Sprachnachricht selbst klar stellt, dass dies so nicht stimmen konnte.
Dies ist an der Stelle schwer mit einer Verwirrung zu begründen, hier muss der Zusammenhang erneut betont werden: Nachdem Lynn bereits nüchtern und geordnet auf Twitter ihren Verlauf des Abends zusammengeschrieben hatte, bestätigt sie hier fast drei Monate später einen Vorwurf, der teilweise selbst fehlerhaft war, mit einer deutlichen und direkten Aussage und liefert damit zu sich selbst Widersprüche. Als sie dies scheinbar selbst bemerkte, versuchte sie die ursprüngliche, klare Behauptung zu revidieren und widerspricht damit ihrem eigenen Narrativ. Lynn kommt hier stark ins Schwimmen und zeigt eine bemerkenswerte Unsicherheit über ihre eigene Geschichte.
In anderem Licht lässt auch eine Verlautbarung Lynns zu einem früheren Verfahren ihre anfängliches Agieren auf Reddit wirken.
Lynn zeigt hier einen früheren Facebookpost in dem sie genau dafür Werbung macht, was sie auf Reddit zu Beginn gar nicht beachten wollte. Dadurch dass sie damit schon Erfahrung hatte und die entsprechenden Prozesse kennt, erscheint es fragwürdig, dass sie sich anfangs aktiv weigerte die Behörden zu informieren und über eine medizinische Untersuchung gar nicht mal nachdachte.
Auf einem ihrer ersten angepinnten Posts auf Instagram ist ein Bild zu sehen, in welchem sie ihr Hämatom zeigt und dazu ein Text “Ich wurde unter Drogen gesetzt auf dem Konzert, hatte nur zwei Drinks auf der Preparty. Und Till gab allen einen Tequila Shot. Ich weiß nicht wann das passierte oder wie.”
Dieser Beitrag vom 25. Mai wird auch Gegenstand der Unterlassungsklage und wird näher im nächsten Kapitel behandelt. Ein gleicher Beitrag wurde kurz nach Mitternacht am 25. Mai auf Twitter geteilt, der dies in Bewegung zeigt. An der Stelle soll lediglich auf eine Auffälligkeit auf dem Bild und dem Video hingewiesen werden, in Form eines Flecks auf der Hose, genau in den Farben des Hämatoms.
Dass es sich hierbei um getrocknetes Blut einer Verletzung im Zusammenhang mit dem Konzert handelt, ist ausgeschlossen. Einerseits hat sie in der Nacht des Konzerts schwarze Unterwäsche getragen, wie auf dem Bild auf Reddit zu sehen ist, andererseits wäre eine Blutung von Lynn erwähnt worden. Sie bezeichnete ihre Verletzung immer nur als “bruises” (dt.: blaue Flecken, Prellungen, Hämatome). Dies wirft die Frage auf, ob zur Darstellung mit z. B. Makeup nachgeholfen wurde und dadurch dieser Fleck entstand. Oder, sollte es sich um einen älteren Blutfleck handeln, warum genau diese Hose ausgewählt wurde, um eine Verletzung zu präsentieren und damit einen verschärften Eindruck zu erwecken.
4. Zeugenaussagen und Unterlassungsklage
Auf einem Youtube Kanal, der sich auf die Thematik von vergleichbaren Vorwürfen an prominente Personen fokussiert, finden sich Interviews mit Zeugen, die vor Ort mit Lynn zusammen waren, aber in der medialen Berichterstattung gänzlich ignoriert wurden. Die Fragestellung der Interviewerin sind teilweise suggestiv und wirken voreingenommen, die Antworten geben jedoch wichtige Einblicke in das Gesamtbild.
In einem der ersten Interviews beschreibt eine Zeugin, die nachweisbar mit Lynn am Konzertabend zusammen war, dass Lynn von Anfang an sehr laut, enthusiastisch und aufmerksamkeitsbezogen gewesen sei. Auch hätten sie sich ihre Drinks selbst aufgemacht. Später sei Lindemann dazu gestoßen und habe ihnen Shots angeboten und davon auch selbst getrunken. Nachdem er gegangen sei und es Zeit wurde sich auf den Weg zur Bühne zu machen, habe Joe Letz ihnen gesagt, “nimmt euch mit was auch immer ihr wollt, macht euch Drinks wenn ihr wollt oder nicht. Dann können wir uns auf den Weg zur Bühne machen”. Die Zeugin sagt hier aus, sie haben sich dann zusammen mit Lynn noch Drinks gemacht.
Hier wird der Verdacht aus den Twitter-Videos bestätigt, dass Lynn tatsächlich mehr Alkohol als angegeben getrunken hat. In dem Interview werden teilweise auch Bilder und Videos anderer Quellen gezeigt, die ebenfalls genau diese Getränkeflaschen zeigen. Ergänzend zu den Twitter Videos ist hier auch deutlich sichtbar, dass auch der Inhalt der Flasche der Zeugin selbst einen farbige Flüssigkeit zeigt.
Während des Konzerts habe sie “all the time” und “non-stop” getanzt, sehr viel ihr Handy benutzt und gefilmt, nicht abwesend sondern hauptsächlich betrunken gewirkt. Auf der After-Party habe sie auf dem Sofa gesessen, sich mit anderen Frauen unterhalten und ruhiger gewirkt und habe bei der Verabschiedung völlig normal gewirkt und geredet. Lynn habe der Zeugin ebenfalls erzählt, dass sie Medikamente nimmt und Gras lieben würde. Am nächsten Tag wurde die Zeugin auf die Vorwürfe von Lynn aufmerksam gemacht und habe versucht sie zu erreichen, wäre jedoch ignoriert worden. In einem weiteren Video, das während des Interviews gezeigt wird (Timecode 11:09), ist zu sehen, wie Lynn bereits an der Bühne vor dem Konzert anderen Frauen etwas auf ihrem Smartphone vorliest. Dies erfolgt völlig ruhig, mit klarer Aussprache und ohne Auffälligkeiten.
Ein weiteres Interview erfolgte mit einem 52-jährigen französischen Polizisten, der nach eigenen Aussagen zwischen 15 bis 20 Rammstein-Konzerte und After-Party besucht habe, in keinem Verhältnis mit der Band zu stehen scheint und in Vilnius direkt in der ersten Reihe hinter der Row Zero gestanden habe und auf der gleichen After-Party wie Lynn anwesend war. Das Interview ist eher allgemein gehalten, er sagt aus, dass er auf allen After-Partys keine schlechte Erfahrungen gemacht habe, keine Gefahr für die Frauen, nichts illegales oder sexuelles beobachtet habe. Konkrete Fragen zu Lynn werden nicht gestellt und hier ist klar, dass es sich nicht um die exklusiven After-Partys von Lindemann gehandelt haben.
Ein drittes Interview wird mit einer Frau namens Julia geführt, die sowohl auf der Pre-Party, der Row Zero, und beiden After-Partys in Vilnius gewesen sei. Diese sagt unter anderem aus, dass der Shot den Till den Frauen auf der Pre-Party angeboten habe, eine Mischung aus Tequila und Prosecco gewesen sei und die Flaschen vorher geschlossen waren. Lynn sei ihr erst während des Konzerts aufgefallen, da sie so “nervig” gewesen sein soll. Julia bestätigt hier die Aussage der ersten Zeugin, dass Lynn besonders laut und impulsiv gewesen, dabei auch mehrmals gegen die Bühnenkante gesprungen sei. Im Interview wird darauf nicht eingegangen, jedoch passt dies zu der Theorie, dass davon das Hämatom stammt. Dass sie von der Security nicht rausgeworfen wurde, da Lynn mehrfach die markierte Fläche verließ, die aus Sicherheitsgründen aufgrund der Pyrotechnik strengstens vorgegeben war, habe Julia ebenfalls verwundert. Auf der allgemeinen After-Party habe sie Lynn ganz normal auf der Couch gesehen, wie sie Richard filmte und sich mit einer anderen Frau unterhalten habe. Weiterhin habe Lindemanns eigene After-Party, wo Lynn nicht präsent gewesen wäre, im selben Raum wie die Pre-Party stattgefunden. Lindemann habe hier vorallem Witze über seine mutmaßlich gebrochenen Finger nach dem Sturz auf der Bühne gemacht.
Auf Pro-Rammstein Instagram Accounts kursieren mehrere Aussagen anderer Frauen, die kein auffälliges Verhalten Lynns auf der After-Party beschreiben. Diese Beiträge sind jedoch nicht verifizierbar. Eine Aussage einer Melissa erfolgt allerdings mit vollständigem Namen und verifizierbarer Anwesenheit durch Bilder und Social Media-Verlinkungen. Für Melissa sei es eine einmalige Sache anlässlich ihres Geburstages gewesen und sie habe daher keine Motivation, die Sache schön zu reden. Sie sei überhaupt die Einzige, die mehr als einen von Lindemanns Cocktails getrunken habe, Lindemann habe von ihr gewollt, dass sie anlässlich ihres Geburtstages ein Glas zerstöre (Anmerkung für Nicht-Muttersprachler: In Deutschland gibt es das Sprichwort “Scherben bringen Glück”). Ebenfalls berichtet sie, sie sei die Einzige, die sich was zu Essen mitgebracht habe, dort habe es nur Brot und Gürkchen gegeben und Lynns letzte Mahlzeit müsse daher vorher erfolgt sein. Sie sei sich sicher, Lynn habe nach dem Vodka-Energy, dem Prosecco und Lindemanns Cocktail, auch einen zusätzlichen Prosecco mit ihnen getrunken. Möglicherweise habe sie während des Konzerts noch etwas getrunken. Melissa schreibt, Lynn habe einen normalen Eindruck gemacht, als sie sich gegen 1:30 Uhr zum Abschied umarmten. Abschließend bewertet Melissa es als seltsam, dass Lynn selbst am nächsten Tag noch ihre Instagram-Storys likete, während sie gleichzeitig online schon die Vorwürfe veröffentlichte, sie dabei aber nicht kontaktierte oder sich nach ihr erkundigte. Für sie sei es selbstverständlich nach einem Blackout durch zuviel Akohol diejenigen zu fragen, die dabei waren, um in Erfahrung zu bringen was überhaupt passiert ist. Zu dieser Zeugenaussage muss hinzugefügt werden, dass nicht der gesamte Chatverlauf gezeigt und teilweise abgeschnitten ist. Ebenfalls schreibt Melissa von Lynns Onlineaktivität auf Twitter, was entweder eine Verwechslung mit Reddit war, oder Lynn war bereits am 23. auch dort aktiv und hat die Tweets im Nachhinein gelöscht. Für Letzteres finden sich allerdings keine weiteren Hinweise.
Was ebenfalls als Zeugenaussage zu werten ist, ist hier die Aussage der litauischen Polizei, nach der Lynn in Litauen gar keine polizeiliche Aussage abgegeben hat. Dies erscheint höchst kurios, angesichts der Schwere ihrer Vorwürfe und der potentiellen Möglichkeit eine vollständige toxikologische Untersuchung zu erhalten. Eine solche Aussage gab Lynn erst später in Nordirland ab. Ermittlungen wurden jedoch nicht begonnen, da sich nach ihrer Aussage und der Anhörung von Zeugen keine Hinweise für ein Vergehen ergaben.
Und für die medizinische Bewertung ist das rechtsmedizinische Gutachten wichtig zu erwähnen, welche von Lindemanns Anwälten angefordert wurde und auf den geteilten Bildern und Videos des Hämatoms basiert. Dieses kommt zum Schluss, dass die wahrscheinlichste Ursache ein “Unfallgeschehen ohne Fremdeinwirkung” sei, wenn auch eine Fremdeinwirkung nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann. Der letzte Zusatz ist in einem seriösen Gutachten basierend auf reine Bildquellen allerdings auch nicht anders zu erwarten gewesen. Es unterstützt damit jedoch die Theorie der Bühnenkante als mögliche Ursache.
Lindemanns Anwälte gingen ebenfalls in einer Unterlassungsklage gegen Shelby Lynn vor, um ihr bestimmte Aussagen, die Lindemanns Persönlichkeitsrecht betrafen, zu untersagen. Am 15.08.2023 unterlagen Lindemanns Anwälte Lynn, da ihre Aussagen "spiked AT Rammstein" einschließlich des angepinnten Instagram-Posts, vom Gericht lediglich als Meinungsäußerung und nicht als Tatsachenbehauptung gewertet wurden.
Als Meinungsäußerung genießt es dabei besonderen rechtlichen Schutz und sei laut Gericht im Kontext der "ungewöhnlichen Ausfallerscheinungen bei moderatem Alkoholkonsum" zulässig. Selbst unter Vernachlässigung der selbstgemischten PET-Flasche während des Konzerts erscheint es kurios, wie ein Gericht zur Einstufung gelangen konnte, drei hochprozentige Getränke in Kombination mit Antidepressiva auf nüchternen Magen lediglich als "moderaten Alkoholkonsum" zu bewerten. Ebenfalls berücksichtigt es nicht die Entzugserscheinungen der Antidepressiva am Tag danach. Dass sie weiterhin “by Rammstein” in der Vergangenheit behauptete, wurde von Lindemanns Anwälten scheinbar nicht vorgebracht.
Weiterhin zieht das Gericht den Schluss, dass es für
"Leserinnen und Leser erkennbar [sei], dass die Antragsgegnerin Schlussfolgerungen aus unstreitigen Tatsachen zieht und somit keine Verdachtsäußerung, sondern eine wertende Äußerung tätigt. [...]Rezipienten erkennen aufgrund der Schilderung der Antragsgegnerin, auf welcher Tatsachengrundlage die Antragsgegnerin zu dem Schluss gelangt, sie sei unter Drogen gesetzt worden".
Dass große Teile der Aktivitäten Lynns darauf abzielen, Lindemann zu belasten und sie auch eine direkte Verbindung zwischen Lindemann und dem "got spiked" in ihrem angepinnten Instagram-Post herstellt und damit den Verdacht klar und deutlich suggeriert, wurde vom Gericht vernachlässigt. Es wurde nicht berücksichtigt, dass die Aussage “Ich weiß nicht, wann oder wie das passiert ist” für Leserinnen und Leser lediglich auf das bezogen wirkt, was bei einem Bildbeitrag als erstes wahrgenommen wird: das Hämatom - und es nicht die Suggestion durch die Erwähnung Lindemanns Tequila Shot entkräftet. Die Einstufung des Gerichts, es sei für Leserinnen und Leser erkennbar, dass dies keine Verdachtsäußerung sei, ist hier damit von den realen Gegebenheiten völlig losgelöst. Das Gericht scheint sich im Unklaren über die Wirkung und Dynamik in den sozialen Medien im Zusammenspiel mit den etablierten Medien zu sein. Denn diese Aussagen Lynns waren faktisch der Auslöser für die Vielzahl an Verdachtsberichterstattungen, den massenhaften Reaktionen von Influencern und Aktivisten. Lynn hat hier selbst Artikel etablierter Medien geteilt, laut denen sie Lindemann konkrete Straftaten vorwerfen würde und hat es sich damit zu eigen gemacht. Mit einer Reichweite von knapp unter 30.000 Menschen allein auf Instagram geht auch für Lynn die Wirkung und Verantwortung ihrer öffentlichen Aussagen weit über die einer unbedarften Aussage als Privatperson hinaus.
Weiterhin hat Lynn sich vor Gericht damit verteidigt, dass sie ja überhaupt nicht vorgibt zu wissen, wer ihr die Drogen verabreicht habe oder wie das geschehen sei.
"Es wird aus der Schilderung deutlich, dass die Antragsgegnerin nicht behauptet zu wissen, wie ihr die Drogen verabreicht worden seien oder gar wer ihr die Drogen verabreicht habe [..] Auch macht die Antragsgegnerin deutlich, dass sie nicht vorgibt zu wissen, wie sie die Drogen zu sich genommen haben könnte"
Auch wenn manche Bewertungen des Gerichts sowie die mangelnde Beweisführung der Anwälte Lindemanns hier fragwürdig erscheinen, hat das Gericht damit Lindemanns Position im Vorgehen gegen andere Medien gestärkt, da Lynns Aussage, sie sei unter Drogen gesetzt worden, lediglich ihre persönliche Meinung sei und Lynn hier vor Gericht bestätigte, dass sie Lindemann überhaupt nicht belaste.
Nach dem Urteil teilt Lynn sogar gleich zweifach erneut Medienberichte, die ihre eigene Geschichte falsch wiedergeben. So verbreitet Lynn einen Bericht von Tag24, der bereits auf dem Screenshot die Behauptung aufstellt, sie habe Vergewaltigungsvorwürfe losgetreten, sowie einen BILD Artikel, laut dem Lynn behauptet, dass sie “zu Sex mit Frontmann Till Lindemann (60) gezwungen werden sollte”.
Korrekturen oder Anmerkungen erfolgten von Lynn dazu nicht.
Ergänzend dazu wurden die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Berlin gegen Lindemann am 29.08.2023 eingestellt. Die Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Berlin ist hier äußerst aufschlussreich, trotz Anhörung mehrer Zeuginnen und eigener Ermittlungen konnte weder ein strafrechtlich relevanter Verdacht erhärtet, geschweige denn Opfer oder Beweise einer mutmaßlichen Tat gefunden werden. Die Ergebnisse von Lynns eigenem Drogentests werden hier sogar als widersprüchlich beschrieben, was bedeutet, dass Lynn in ihren Polizeiaussagen etwas anderes zu Protokoll gegeben haben muss, als das öffentlich bekannte, laut eigener Aussage Lynns, negative Ergebnis. Ausgehend von der Aussage der Zeugin auf Youtube, Lynns eigenem überspezifischem Dementi im Bezug auf ihren Drogenkonsum sowie dem Vorenthalten der Testergebnisse (trotz angefertigtem Foto der Verpackung, Urinprobe und der Testkasette von der Seite) lässt sich damit spekulieren, dass möglicherweise ein spezifische Substanzklasse, wie z. B. Marihuana, ein positives Ergebnis gezeigt hat und sie dies nicht öffentlich zeigen wollte.
5. Mysteriöse Dritte mit Verbindung zu Lynn und der Presse?
Anmerkung: Da diese Person nicht mit Namen in die Öffentlichkeit gegangen ist, verzichte ich hier zum Schutz der Person auf die direkte Verlinkung der Posts.
Die erste anonyme Aussage, die Lynn auf Twitter verbreitete, war das Teilen eines Redditposts, in welchem eine Frau, an der Stelle mal AF genannt, ebenfalls den Verdacht äußert unter Drogen gesetzt worden zu sein. Sie habe auf der Pre-Party etwas getrunken, könne sich aber nur an wenige Abschnitte der After-Party erinnern, bei der es sich diesmal um Lindemanns After-Party zu handeln schien. Da AF der Überzeugung war sie hätte nur zuviel getrunken, ging sie noch zu einem zweiten Konzert und habe hier absichtlich auf der Pre-Party wenig getrunken. Dabei sei ihr aufgefallen, dass die anderen Frauen sich irgendwann ziemlich wild verhielten. Sie habe sich dann nach dem Konzert, da sie nach eigenen Angaben wütend und sauer war, ruhig auf der After-Party verhalten und die anderen beobachtet. Lindemann hätte seine “übliche aggressive Scheisse” gemacht (eine Aggressivität wurde zuvor allerdings gar nicht beschrieben) und habe irgendwann auf der Toilette mit einer Frau Sex gehabt. Bemerkenswert ist hier die Erwähnung von mutmaßlichen (einvernehmlichen) sexuellen Handlungen und einer Aggressivität, genau die zwei Dinge nach denen Lynn Joe Letz im bewussten Zustand bereits auf der Pre-Party explizit fragte.
Frühere Aktivitäten auf Reddit von AF zeigen hierbei ein interessantes Bild. Die ersten Beiträge von AF stammen tatsächlich aus einer Diskussion über die Row Zero und den damit verbundenen Gerüchten um Alena Makeeva. Sie selbst sei zu einer After-Party eingeladen. Weiterhin lässt sich aus ihren Beiträgen schließen, dass es sich bei den zwei Konzerten sehr wahrscheinlich um Coventry und Cardiff in UK im Juni 2022 handelte, die vier Tage auseinander lagen.
Wenige Tage nach den Konzerten fragte sie in einer Diskussion, in der es ebenfalls um die After-Partys ging, ob andere ebenfalls fragwürdige Erfahrungen damit gemacht haben. Sie würde versuchen Informationen zusammenzutragen, da die, die selbst besuchte, sehr chaotisch wurden und sie wolle rausfinden, ob das auch woanders passiere.
Zusätzlich zu dem späteren Erfahrungsbericht, der von Lynn geteilt wurde, spricht sie hier ebenfalls noch von großen Mengen an Drogen und sie sei sich ziemlich sicher, dass einer aus dem Team die Frauen unter Drogen versetzen würde.
Auf eine Reaktion, dass die Frauen freie Menschen seien und machen können was sie wollen, entgegnete AF mit “Es sei denn, sie bekommen große Mengen an Alkohol und Drogen angeboten. Hinzu kommt das Machtgefälle”. Letzteres ist ein Begriff, der zu der Zeit noch vorwiegend in feministischen Kreisen kritisch diskutiert wird. Eine ihrer Posts schließt sie sinngemäß mit “Ich habe nichts mehr für Rammstein übrig”.
Hier gibt es also augenscheinlich eine Person, die ein Jahr zuvor bereits begann, Informationen über die After-Partys zu sammeln nach eigenen schlechten Erfahrungen. Nach einer aktiven Diskussionsteilnahme im Monat nach dem Konzert beteiligt sich AF bis auf eine Ausnahme nicht mehr an Diskussionen im Rammstein Subreddit. Aktiv wird sie erst wieder im Mai 2023, dem Monat der Vilnius Konzerte. Am 7. Mai fragt ein mittlerweile gelöschter Benutzer ob jemand ein Ticket für das Fanclub-Konzert eintauschen will gegen ein gebuchtes Hotelzimmer am 22. Mai. Keine zwei Stunden später antwortet hier AF mit “Ich habe dir eine Nachricht geschickt :)”.
Da in dem Gesuch danach keine Aktivität mehr stattfand, lässt sich schließen dass der Tausch erfolgreich war und AF sich am 22. Mai in Vilnius befand. Dass sie tatsächlich auch das gleiche Konzert wie Shelby Lynn besuchte, zeigt ihre nächste Aktivität. In einem Thread, der den Sturz Lindemanns beim Konzert thematisierte, kommentierte sie am 23. Mai kurz und mysteriös mit “Er war zu fertig letzte Nacht”, was danach klingt, als ob sie mehr über Lindemanns Abend wisse als andere. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass jemand, der nur einzelne Youtube Mitschnitte kennt, eine solche Aussage tätigen würde.
Ebenfalls reagierte sie zweimal in der aufkeimenden Diskussion und wies andere darauf hin, wer genau Shelby Lynn auf bestimmten Instagram-Bildern sei. Wohlgemerkt zu einem Zeitpunkt als über Lynn bis auf ihren Vornamen und einem einzigen Bild der Verletzung noch kaum etwas auf Reddit bekannt war.
Am 25. Mai schreibt AF dann in einem Thread über die Anschuldigungen von Lynn, dass sie ihre Vorfälle im letzten Jahr schon der Polizei gemeldet habe, da ihr das gleiche passiert sei.
Die Information der Meldung bei der Polizei ist allerdings an der Stelle neu und wurde von AF bis zu dem Zeitpunkt nicht öffentlich verbreitet. Lynn dagegen hat in ihrem Instagram Video, wie oben erwähnt, bereits einen Tag zuvor, am 24. Mai, erzählt, dass auch eine Frau in England sich bei der Polizei gemeldet habe. Unter der Annahme, dass Lynn hier nicht völlig zufällig eine solche Meldung erfunden hat, gibt es also starke Indizien dafür, dass AF, die eigentlich nichts mehr mit Rammstein zu tun haben wollte, nicht nur am 22. Mai auf dem Rammstein Konzert war, sondern auch direkten Kontakt, mutmaßlich auf der After-Party selbst oder sogar möglicherweise davor, zu Lynn hatte.
Aber die Merkwürdigkeiten enden hier noch nicht, denn am 3. Juni in einer Diskussion um die Presseberichte und den eidesstaatlichen Versicherungen meldet sich AF wieder zu Wort und erklärt, sie selbst habe eine abgegeben:
Anmerkung: Eidesstaatlichen Erklärungen gegenüber der Presse, wie hier genannt, vermitteln zwar eine Glaubwürdigkeit, haben aber in der Realität keine rechtliche Relevanz. Falsche Behauptungen in solchen Erklärungen können nur belangt werden, sofern diese gegenüber einem Gericht oder einer befugten Behörde abgegeben wurden (§ 156 StGB). Die Erklärung müsste also von der Person selbst vor Gericht unter Eid wiederholt werden, damit eine potentielle Strafbarkeit vorliegt. Auch wenn die Hürde und der Aufwand hier deutlich höher als bei allgemeinen anonymen Aussagen ausfällt, kann dies z. B. auch manipulativ durch Aktivisten gegenüber den Medien ausgenutzt werden.
Ebenfalls reagiert sie auch am 9. Juni auf die Frage, ob jemand Zugang zu einem Spiegel+ Artikel hätte, mit “Hab dir ne Nachricht geschrieben”. Auf einen weiteren Kommentar über die Artikel-Paywall antwortet AF mit einem direkten Link, der ein “giftToken” enthält, also die Möglichkeit einen Artikel hinter einer Paywall-Artikel anderen zugänglich zu machen:
Dass Personen, die in direkter Verbindung mit einem Artikel stehen, diesen verbreiten können, ist völlig üblich. Somit gibt es hier zwei Indizien, dass AF direkte Verbindungen zur Presse hat.
Sollten diese Mutmaßungen zutreffen, so stellt sich die Frage: Welche Rolle spielte in der Geschichte AF, die ein Jahr zuvor schon Informationen über die After-Partys zu sammeln begann, nichts mehr für Rammstein übrig hatte, dann aber nach Vilnius zum Konzert reiste und mutmaßlich direkten Kontakt zu Lynn sowie der Presse hatte? An dieser Stelle lässt sich nur noch spekulieren. Es lässt sich aber zumindest festzustellen, dass die Zufälle zu außergewöhnlich sind, um sie pauschal ignorieren zu können. Ob der Kontakt vorher, auf der After-Party oder erst danach stattfand, darüber kann nur gemutmaßt werden, allerdings verbleibt dann die Frage zu welchem Zweck AF überhaupt in Vilnius war.
Auch darf nicht unerwähnt bleiben, dass Lynn in ihrem Instagram Video im selben Satz noch eine weitere, in der Öffentlichkeit unbekannte Frau aus Italien erwähnte, womit - unter der Prämisse, dass Lynn diese Erzählungen nicht erfunden hat - noch eine weitere Person existiert, die entweder direkt mit AF kommunizierte oder ebenfalls zu Lynn Kontakt gehabt haben muss. Auffällig ist hier die Parallele zu Lynns Bericht auf Twitter, demnach eine Frau ihr auf der After-Party mit ihrer Übelkeit geholfen habe, die danach mit einer weiteren Freundin Lynn im Hotel besuchte und ihr erzählt habe, “dies” sei ihr und ihren Freundinnen auch passiert. Sollte es sich bei den zwei Frauen um AF und die Italienerin handeln, so steht hier im Raum, ob es hier eine konzertierte Aktion gab oder sogar eine organisierte Gruppe existierte, die gegen Lindemann oder Rammstein arbeiteten. Dass gleich zwei Frauen (die Lynn untereinander als Freundinnen bezeichnete), die bereit waren eine Anzeige der Polizei zu stellen aber dennoch erneut eine After-Party besuchten, nur aus purem Zufall zusammen trafen erscheint zutiefst unwahrscheinlich.
Ein spekulatives, aber mögliches Indiz, dass Lynn bereits auf der Pre-Party AF getroffen haben könnte, liefert der Twitter-Beitrag über die Frau, die Lynn vor dem Treffen mit Lindemann warnte. Diese berichtete, sie habe sich mit ihrem VIP-Armband vom Fanclub-Konzert reingemogelt - hierbei könnte es sich sich um AF gehandelt haben. AF hatte erst zwei Wochen zuvor auf Reddit ihre Konzertkarte für das Fanclub-Konzert gegen ein Hotelzimmer für das Konzert am 22. Mai eingetauscht, sie hatte also ursprünglich Bestrebungen das Fanclub-Konzert zu besuchen. Flüge und Hotelzimmer müssten zu dem Zeitpunkt aber längst gebucht worden sein, weshalb der reine Wechsel vom Fanclub-Konzert auf das reguläre Konzert unwahrscheinlich erscheint und man eher vom Besuch beider Konzerte ausgehen muss. Da über den Kontakt zu Makeeva nach Presseberichten keine Eintrittskarte notwendig ist und AF zuvor im Besitz einer regulären Eintrittskarte für das Fanclub-Konzert war, hatte sie die Karte in diesem Szenario zu viel. Mit dem Tausch gegen eine Übernachtung für das zweite Konzert, bestünde dann die Möglichkeit das zweite Konzert ebenfalls zu besuchen. Da AF zuvor schon After-Partys besucht hat, weiß sie auch, dass dafür lediglich das richtige Armband notwendig ist. Auffällig ist hier erneut die Parallele, dass eine Frau, die sich trotz des Verdachts auf sexuelle Interaktionen oder mutmaßliche Vergehen erneut zur After-Party begibt und diesmal sogar andere aktiv warnt. Ein Motiv, das AF zuvor auch auf Reddit für ihren zweiten After-Party Besuch in UK nannte.
Ob es bereits von Anfang an ein Motiv für Lynn gab, mutmaßlich Teil einer solchen Gruppe zu sein oder eine solche Situation bewusst zu provozieren, lässt sich an der Stelle nicht belegen. Es gibt lediglich über verschiedene Platformen verteilte Indizien, ein wirklicher Zusammenhang kann damit aber nicht hergestellt werden. Z. B. präsentierte Lynn in der Vergangenheit ein Video auf TikTok, in dem sie schauspielerisch erzählt, dass ihr Ex-Freund sie zu einem Monster gemacht habe, das Männer entlarve und auf sie spucke.
In einem Instagrampost zusammen mit ihrer Freundin erzählt sie, dass sie zusammen ausgehen um “alte Männer auf ihren Platz zu verweisen”.
Eine Status-Meldung Lynns, in welchem sie verteidigt, dass sie das nicht für Ruhm mache, sondern sich tatsächlich um die Frauen sorge, zeigt als Gegendarstellung ihren eigenen Facebookpost, in dem Lynn bereits im Januar 2022 einen Beitrag verfasse, in dem sie ihre Bereitschaft erklärt, dass sie zu jeder Uhrzeit bereit ist zu helfen, wenn “ihr euch bedroht fühlt”, da Frauen immer häufiger sexuell belästigt, unter Drogen gesetzt und ermordet werden würden.
Dieser Beitrag zeigt, dass Lynn bereits über ein Jahr zuvor eine Sensibilisierung für das spiking entwickelt hatte. Diese Statusmeldung ist allerdings nur noch als Screenshot von Pro-Rammstein Accounts zu finden und damit im Nachhinein nicht verifizierbar.
Anmerkung: Die auffälligen “Zufälle” und Indizien in diesem Kapiel zeigen sehr viel, lassen aber gleichzeitig auch viel Raum für Spekulationen, wie es teilweise auch hier erfolgt ist. Dies muss hier stets berücksicht werden.
Update 15.05.2024: In einer Pressemitteilung der Kanzlei Schertz-Bergmann wird bestätigt, dass es sich bei der Zeugin “Zoe” des Spiegel-Artikels, die behauptet eine Nacht und auch am nächsten Tag noch “stundenlang” in Lindemanns Hotelzimmer gewesen zu sein, es sich nicht nur um die selbe Frau handelt, die mit Shelby Lynn im Hotelzimmer gewesen ist und ihr den Drogentest besorgt habe, sondern auch, dass ihr eigener Vorfall angeblich in der selben Nacht und selben Tag stattgefunden haben soll. Sie befand sich also am selben Tag und am selben Morgen noch stundenlang im Hotelzimmer Lindemanns und gab gegenüber dem Spiegel sogar an, dass sie danach noch mit Lindemann geschrieben und ihn wiedertreffen wollte - während sie sich am selben Tag bereits mit Lynn im Hotel befand. Und obwohl sie nach eigener Behauptung im Gegensatz zu Lynn sexuellen Kontakt zu Lindemann hatte, meldet sie sich nicht selbst als Opfer bei der Polizei, sondern untertützt lediglich Lynn. Die Darstellung des Spiegel-Artikels, in welchem kein genaues Datum oder Ort - geschweige die Verbindung zu Lynn - genannt wurde, wirkt daher stark manipulativ und unglaubwürdig. Dieser Eindruck wird weiter unterstützt von einer vor Gericht nur lückenhaft eingereichten Zeugenaussage durch den Spiegel.
6. Zusammenfassung und Fazit / TLDR
Insgesamt zeichnet sich durch die Analyse der Social Media Aktivitäten von Lynn ein sehr wechselhaftes Bild ihres Verhaltens. Versucht man die Widersprüche und Auffälligkeiten halbwegs chronologisch einzuordnen, so lässt sich das wie folgt zusammenfassen:
Lynn
hat Makeeva proaktiv kontaktiert, um zur After-Party eingeladen zu werden (eigene Aussagen/Twitter und Screenshots/Instagram)
kannte im Vorfeld Gerüchte um Makeeva und After-Partys (eigene Aussage und Aktiväten/Reddit, Aussagen über die Gerüchte direkt danach und “jetzt kenne ich die Wahrheit”, hat Makeeva kontaktiert, was kaum möglich ist ohne die Reddit-Diskussionen zu finden)
wird im Vorfeld bereits als laut und enthusiastisch beschrieben (Zeugenaussage)
hat sich Getränke selbst gemischt und eingeschenkt, hat Lindemanns Cocktail aus den gleichen Flaschen getrunken wie alle andere Frauen auch und Lindemann selbst (eigene Aussage/Reddit u. Twitter, Zeugenaussagen/Youtube)
hat auf nüchternen Magen ihr Antidepressivum mit hartem Alkohol vermischt (lediglich Pizza am Mittag, Medikamente von ihr selbst bestätigt)
hat nachweislich mehr getrunken als von ihr angegeben, hervorzuheben ist hier eine ganze 0,5L Flasche eines Mischgetränks (Videonachweise/Twitter, Zeugenaussage/Instagram)
erwartet selbst auf der Pre-Party später nicht mehr nüchtern zu sein (Twitter, Versicherung der anderen Frau, sie nicht gehen zu lassen)
war von einer Frau umgeben, die sie im Auge hatte und ihr versprach, sie nicht unter die Bühne gehen zu lassen (Twitter)
verhält sich genau so, wie sie es im Vorfeld des Konzerts und der Pre-Party selbst angekündigt hat (“ich werde die Sau rauslassen, du lebst nur einmal”, “ich bin irisch, ich kann trinken”)
widerspricht sich in ihrer Aussage, dass sie sich an gar nichts erinnern könne damit, dass sie sich erinnern kann (Reddit/Twitter/Instagram)
daran, dass die Zeit bis zum DJ Set wie im Flug vergangen ist und wie sie sich in der Zeit verhalten hat
an die Szene unter der Bühne und die Konversation mit Joe Letz danach, inklusive der präzisen Dialoge
an den genauen Zeitpunkt, wann sie die Bühne zur After-Party verlassen haben
an die After-Party mit sehr vielen Details wie ihren genauen Getränkekonsum (zwei Flaschen Wasser) und schließt auch aus, dass sie hier was anderes getrunken habe
an Konversationen mit anderen Frauen, mit Details wie Videos von Lindemann
an ihre Übelkeit und die Folgen, einschließlich der Hilfe einer anderen Frau
daran, wie sie die After-Party verlassen hat
an das Taxi sowie namentlich die zwei Männer, die ihr das organisierten
an das Paar, das ihr im Hotel mit der verlorenen Zimmerkarte half
sowie ein rückwirkendem Erinnerungsvermögen an die Wahrnehmung der Schmerzen
nahm während des Konzerts zwei Takes des gleichen Videos über die Szene unter der Bühne auf (Twitter/Instagram)
hatte Zeit und Motivation zwischen Konzert und After-Party ihren Lippenstift neu aufzutragen (Instagram, Twitter Video)
verstrickt sich in Widersprüche, wann sie den Lippenstift neu aufgetragen hat, sie bestätigt den Vorwurf, dies sei nach dem Übergeben geschehen um ohne Aufzufallen die Party verlassen zu können, jedoch ist sie auf dem After-Party-Video zu Beginn bereits neu geschminkt (Instagram)
war nicht auf der exklusiveren Lindemann After-Party (hatte Handy dabei, kannte das Missverständnis von Anesthesia mit dem Sicherheitspersonal nicht, Zeugenaussage/Youtube)
hatte sich auf der After-Party mit anderen Frauen über Lindemanns Sexualverhalten ausgetauscht (eigene Aussage, Twitter-Video)
bekam auf der After-Party mutmaßlich Till The End gezeigt (eigene Aussagen über schockierende Sexvideos von Lindemann)
hatte im Laufe des Abends mutmaßlich Kontakt mit einer Person, die Informationen über After-Partys sammelte und später Kontakte zur Presse hatte (Reddit, Kapitel 5 des Berichts)
hegte auf der After-Party noch keinen Verdacht auf eine mutmaßliche Tat, sie beschreibt keine Angst oder ein Fluchtverhalten trotz vorhandener Erinnerungen (Twitter)
widerspricht sich, zu welchem Zeitpunkt genau sie überhaupt die Party verlassen hat (WhatsApp Chat, Anrufe, Aussagen Zeugen)
ist allein einen Waldweg mit etwa 1 km Länge gelaufen (Twitter)
war sich überhaupt nicht sicher ob sie tatsächlich unter Drogen gesetzt wurde, hat im Laufe der Nacht online nach Symptomen gesucht (Instagram Status)
hat wenige Stunden nach dem mutmaßlichen Vorfall die Vorwürfe auf Reddit veröffentlicht, bevor sie Behörden informierte oder sich nach anderen anwesenden Frauen erkundigte, letzteres scheint nie erfolgt zu sein (Reddit, Zeugenaussagen/Youtube)
hat zuerst behauptet “von Rammstein” unter Drogen gesetzt worden zu sein, erst auf Twitter wird es später zu “bei Rammstein” geändert (Reddit, Twitter Screenshot)
begründet wenige Stunden nach dem mutmaßlichen Vorfall ihr Vorgehen Social Media statt Behörden zu priorisieren, sie wolle andere Frauen warnen, obwohl das nächste Konzert erst fünf Tage später stattfand und sie selbst nie andere Frauen kontaktierte (Reddit, Zeugenaussagen)
reagiert nicht auf Kontaktversuche anderer Frauen, die mit ihr zusammen waren (Zeugenaussagen)
schreibt bei der Veröffentlichung auf Reddit bereits alles genau dokumentiert zu haben, zog dabei aber nicht in Erwägung sich toxikologisch untersuchen zu lassen oder die Polizei zu kontaktieren (Reddit)
verspricht anderen das perfekte Konzert außerhalb der Row Zero zu haben, obwohl sie selbst sagte, sich an nichts erinnern zu können (Reddit)
hat einen Screenshot ohne Kontext als Beweis dargestellt ohne den Kontext zu kennen oder die involvierten Frauen zu kontaktieren, während sie vorgab sich um sie zu sorgen (Reddit)
hat über 12h nach Ende des Konzerts gewartet, bevor sie Behörden informiert und einen Drogentest gemacht hat, obwohl sie direkt nach Veröffentlichung vielfach dazu aufgerufen und animiert wurde, direkt ins Krankenhaus und zur Polizei zu gehen (Reddit)
hat nach eigenen Aussagen negative Testergebnisse für die meisten der üblichen Drogen, darunter Rohypnol. Ein Bild der genauen Ergebnisse wurde allerdings nicht gezeigt, eine vollständige Untersuchung wurde nie in die Wege geleitet (Twitter)
Update 16.05.2024: Positiver Test Lynns auf THC bestätigt
hat keine polizeiliche Aussage vor Ort abgegeben (litauische Presse)
widerspricht sich darin, wer genau die Polizei und die Ambulanz gerufen hat (Freundinnen laut Twitter, sie selbst laut Instagram)
widerspricht sich in den Zeitpunkten, wann sie Alkohol getrunken habe (17:30 vs. 20:00 Uhr), ab wann sie sich nichts mehr erinnern könne (20:30 vs 21:00 Uhr) und an was genau sie sich nicht mehr erinnern könne (die Zeit bis zum DJ Set verging wie im Flug vs. das ganze Konzert vs. den ganzen Abend vs. einzelne Momente) (Reddit/Twitter)
hat am Tag danach ihre Medikamente nicht genommen, was ihre Symptome an dem Tag erklärt (Instagram)
stellt Videos durch ihre Beschreibung in einem bestimmten Kontext da, der aber in den Videos selbst nicht erkennbar ist (Twitter Videos, in welchem sich ihr Verhalten nicht zu den anderen Frauen unterscheidet)
zeigt ihre Verletzung, während sie eine Hose mit einem Fleck genau in den Farben des Hämatoms trägt, dabei ist die Hose nicht aus der Konzertnacht (Instagram/Twitter)
sagt aus, das auf Videos sichtbare, aufgedrehte Verhalten wäre nicht normal und ein Beweis für verabreichte Drogen, während gleichzeitig Texte und Videos existieren, die ein solches Verhalten auch außerhalb davon zeigen (TikTok Video, Korn Video, Fandom um My Chemical Romance, Selfie-Videos danach)
war von Anfang an stark auf Social Media fokussiert (zwei Takes eines inhaltlich gleichen Videos während des Konzerts, Veröffentlichung zuallerst auf Reddit, nach Moderation mehrfache Neueröffnung des Themas, eigens erstellter Twitter Account, Instagram Highlights mit provokanten Namen wie “Evil Rammstein”)
sie sagt aus, sie wäre lesbisch als Verteidigung der Szene mit Joe Letz, obwohl sie selbst ein TikTok über ihren Exfreund veröffentlichte, der sie zu einem Monster gemacht habe (Instagram)
reagiert auf recht unsinnige Unterstellungen, wie z. B. das Metallica-Gerücht, dass sie Letz anmachen würde oder das sie überhaupt nicht dort war mit Gegendarstellungen (Instagram)
hat Widersprüche über ihren Drogenkonsum gezeigt, einerseits nehme sie niemals Drogen, andererseits habe sie noch nie harte Drogen genommen. Dazu eine Zeugenaussage, die behauptet, Lynn hätte erzählt, sie liebe Gras (Reddit, Instagram)
stellte eine Woche später erst klar, dass Lindemann sie nicht angefasst hat, womit sie selbst den zuvor bestehenden Spekulationsraum, der vorallem einen großen Medieneinfluss hatte, ausräumt (Twitter)
erzeugt bis heute eine bewusste Suggestion durch einer ihrer ersten angepinnten Posts auf Instagram, der das Bild des Hämatoms zeigt zusammen mit der Behauptung, sie sei bei Rammstein unter Drogen gesetzt worden. Dazu der Satz “Und Till gab allen einen Tequila Shot”. Sie schreibt zwar auch dazu, sie wisse nicht, wann und wie das passiert sei, allerdings wirkt das für einen Betrachter lediglich auf das Hämatom bezogen, während die Erwähnung Lindemanns Tequila Shot eine klare Kausalität suggerieren (Instagram)
hat online klar ein negatives Ergebnis ihres Drogentests kommuniziert, die Staatsanwaltschaft Berlin beschreibt in ihrer Pressemitteilung allerdings, dass dazu “widersprüchliche Angaben” gemacht wurden. Lynn hat hier also mutmaßlich der Öffentlichkeit etwas vorenthalten und nur gegenüber den Behörden angegeben (Pressemitteilung Berlin)
Im Wesentlichen lassen sich hier vorallem zwei Charakterzüge feststellen, sie
neigt zu Übertreibungen, schnellen Schlüssen und impulsiven Entscheidungen, die sie später korrigieren oder näher erklären muss (z. B. “von Rammstein” wird “zu Rammstein”, mehrmalige Korrekturen von Uhrzeiten, ihre Sorge um Frauen in sozialen Medien veröffentlichen anstatt diese selbst zu fragen, unterschiedliche Angaben zum Erinnerungsvermögen, geteilte Zeitungsberichte, die ihre eigene Geschichte falsch wiedergeben, geteilte Beiträge ungeprüfter Anschuldigungen zu Konzerten, die es nie gab)
versucht selbst ein konsistentes Bild von sich selbst zu erhalten (sie sagt aus, sie habe ihre Geschichte nie verändert, versucht auch für harmlose und teils unsinnige Vorwürfe einen Beleg zu liefern)
Insbesondere der erste Punkt in Kombination mit Videos, zu denen sie bereits über die Beschreibung einen Kontext liefert, der daraus gar nicht ersichtlich ist, kann als medientechnischen worst-case für Rammstein gewertet werden und wurde damit für die Band und Lindemann persönlich zu einem PR-Desaster. Zu kritisieren sind hier eindeutig die Medien, die sich Lynns Vorwürfe zu eigen gemacht haben, ohne weitere Hintergründe zu erforschen und zu hinterfragen. Die wichtigsten Informationen und Widersprüche waren von Anfang an öffentlich.
Was sich daraus explizit nicht beweisen lässt, ist,
ob sie bewusst oder absichtlich falsche oder widersprüchliche Angaben an verschiedenen Stellen gemacht hat
dass sie sich explizit an alles erinnern kann
unter welchem Einfluss sie wirklich stand
was die eindeutige Ursache ihres Hämatoms ist
welche Motive Lynn damit hatte, Social Media anstatt eine behördliche Untersuchung zu priorisieren
ob die Zeugen alle die Wahrheit erzählen
Es lässt sich aber klar festhalten, dass die Indizien dafür sprechen, dass eine Kreuzreaktion von hartem Alkohol und ihren Medikamenten auf nüchternen Magen die wahrscheinlichste Erklärung für ihre Symptome und Wahrnehmung des Abends ist. Allein der reine Konsum von Alkohol-Energy-Mischgetränken auch ohne Medikamente reicht hier aus, um ihr aufgeputschtes und impulsives Verhalten, das selbst nüchtern Teil ihrer Persönlichkeit zu sein scheint, in Kombination mit alkoholtypischen Erinnerungslücken auf plausible Art und Weise zu erklären. Mutmaßliche Erzählungen Dritter sowie die vermeintliche Selbstbestätigung durch Internetsuche der Symptome können erklären, dass Lynn zu einem späteren Zeitpunkt tatsächlich dachte, ihr sei etwas verabreicht worden, auch wenn das nicht in Einklang mit ihrem widersprüchlichen Verhalten im Nachgang zu stehen scheint. Es liegen hier allerdings zu keinem Zeitpunkt Anhaltspunkte oder Verdachtsmomente vor, die einen tatsächlichen KO-Tropfen Verdacht begründen. Lynn hat sich exakt so verhalten, wie sie es im Vorfeld schriftlich und verbal selbst angekündigt hatte.
Von der Pre-Party bis zum DJ-Set war Lynn durchgängig von den anderen Row Zero Frauen umgeben, einschließlich der unbekannten Frau, die auf sie aufpasste. An die Szene während und nach des DJ-Sets hat sie selbst präzise Erinnerungen, danach war sie bis zur allgemeinen After-Party wieder durchgängig mit den anderen Frauen zusammen. Aufgrund der Konfliktsituation zwischen Lynn, Letz und Lindemann nach dem DJ-Sets kann ausgeschlossen werden, dass Lynn im Anschluss nochmal Lindemann begegnet ist. Auf der After-Party war Lynn noch von viel mehr Menschen umgeben und auch hier hat sie sehr präzise Erinnerungen, vorallem an eine Frau, die ihr intime Berichte über Lindemann erzählte. Damit ist auch dort eine Frau im Spiel, die Lynn unter dem Aspekt eines möglichen Vergehens im Auge hatte. Lynn bestätigt weiterhin, dass sie dort ausschließlich Wasserflaschen getrunken habe. Erst auf der Waldstrecke nachdem sie die Party verließ, ist Lynn das erste mal überhaupt allein - allerdings gibt es auch hier aufgrund des Telefonats mit ihrer Freundin beim Verlassen des Waldes ebenfalls kein Indiz für einen äußeren Einfluss.
Die Erklärung ihrer impulsiven Bewegungen in der Nähe der Bühnenkante erscheint die plausibelste Ursache für ihr Hämatom. Anhaltspunkte auf eine Fremdeinwirkung im Rahmen der Pre-Party, des Konzerts oder After-Party lassen sich aus keinen Aussagen oder Informationen ableiten - im Fall der After-Party sogar ausdrücklich ausgeschlossen werden.
Und abschließend gibt es Indizien für den Verdacht, dass eine dritte Partei, die gegen Rammstein oder Lindemann arbeitete, eine Rolle in ihrem Empfinden und ihrer Motivation zur Veröffentlichung in den sozialen Medien gespielt hat. Auch wenn sich nur wenige Anhaltspunkte für eine vorsätzliche Provokation der Situation durch Lynn selbst finden lassen, so lässt sich dennoch feststellen, dass einer Person wie ihr, die zu emotionalem und impulsivem Verhalten zu neigen scheint, leicht der Gedanke eingepflanzt werden kann, dass fremdverabreichte Drogen im Spiel sein können. Weiter vereinfacht durch den Alkoholeinfluss und den damit einhergehenden Symptomen, die Entrüstung über Lindemann, sowie die Sensibilisierung für das spiking in der Vergangenheit. Damit liegen hier starke Voraussetzungen für Bestätigungsfehler (confirmation bias) und selektives Erinnern (access-biased memory) vor, was Lynn für eine dritte Partei zu einer möglichen Schlüsselfigur werden lässt. Allein durch die Medienberichterstattung im Fall Rammsteins kam es bereits zu einem vielfachen, analogen Verhalten des Verdachts auf KO-Tropfen auf einem Roland Kaiser Konzert, was nach Abschluss der Untersuchungen der Kombination von Alkoholkonsum und Stress zugeschrieben wurde. Ob oder wann hier im Fall Lynn ein solches Szenario zufällig durch Erzählungen Dritter oder bewusst durch Antagonisten Rammsteins eingetreten sein könnte, ist hier hochgradig spekulativ. Gesichert lässt sich lediglich festhalten, dass Letztgenannte vor Ort waren und es zu irgendeinem Zeitpunkt einen Kontakt zu Lynn gegeben haben muss.
Das Allerwichtigste, das sich aus diesem Bericht mitnehmen lässt, ist allerdings, wie wichtig ist, so schnell wie möglich ein toxikologische und medizinische Untersuchung zu erhalten, sobald der Verdacht besteht, das etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Nur dann können verlässliche und beweisbare Tatsachen geschaffen werden. Das kann nicht stark genug betont und propagiert werden. Mit einem Nichthandeln wird die Glaubwürdigkeit für alle Betroffene massiv erschwert.
Zum Schluss noch einmal ausdrücklich:
Belästigt keine involvierten Personen!
Nachträgliche Ergänzungen:
18/19.08.23:
Hervorhebung des spekulativen Charakters des Kontakts zu einer dritten Partei
Hervorhebung von Lynns Unsicherheit, ob sie tatsächlich unter Drogen gesetzt wurde aufgrund der Onlinesuche nach Symptomen
Kleinere Ungenauigkeiten korrigiert
24/25.08.23:
Instagram: Erweitert um die “Lippenstift-Widersprüche”
Indiz im Bezug zu AF ergänzt
Spekulativer Charakter erneut hervorgehoben
Sprachliche Korrekturen
29.08.23
Unterlassungsklage im Kapitel Zeugenaussagen hinzugefügt
30.08.23
Einstellung des Verfahrens in Kap. 4 ergänzt, Hervorhebung der widersprüchlichen Testergebnisse von Lynns Drogentest
15.09.23
Instagram: Erweitert um ihre frühere juristische Erfahrung im Umgang mit solchen Fällen
21.09.23
Unterlassungsklage / Fazit zum angepinnten “Spiked AT Rammstein” Instagrampost weiter ausgeführt
Instagram: Ergänzung des auffälligen Flecks auf der Hose in Farben des Hämatoms
16.05.24
Verbindung einer dritten Person zwischen Presse und Lynn wurde bestätigt, Kapitel zu AF ergänzt
Drogenkonsum mit positivem THC-Testergebnis von Lynn bestätigt
27.05.24
Wörtliches Zitat aus Instagram-Video ergänzt, in welchem Lynn aussagt, der Drogentest sei negativ gewesen